Poseidon macht heute einen auf dicke Backen. Hart und urplötzlich kommen die Böen, packen die Bikes, wollen sie von der Straße schubsen. Die Wellen im Golf von Korinth haben Schaumkronen aufgesetzt, prügeln gegen den schmalen Küstenstreifen, fluten auf dem Weg nach Nafpaktos die ufernahen Straßen. »Ich bin mal gespannt, ob die Brücke überhaupt offen ist.« Michaelas Stimme im Helmkopfhörer klang schon entspannter und ihr Fahrstil mit der kleinen CRF ist eine gewagte Choreografie aus Rodeo und Rock ’n’ Roll. Endlich tauchen die Tragseile der spektakulären Rio-Andirrio-¬Brücke formatfüllend vor meiner Crossbrille auf, nachdem uns die Brücke kilo¬meterlang als dunstige Fata Morgana am Horizont über dem Golf begleitet hatte. Schmale zwei Euro Bike-Maut und dann segeln die Enduros über zweieinhalb Brückenkilometer derart hart am Wind, dass wir bei der Kieler Woche mitmachen könnten. »Locker am Lenker«, beruhige ich meine Enduro-Elfe, »die Brücke verträgt Windgeschwindigkeiten bis zu 250 km/h!« Schnappatmung in den Kopfhörern. Ich überlege noch kurz, ob ich ihr verrate, dass die Brücke zuweilen auch »Schaukel von Patras« genannt wird, da sehen wir bereits linkerhand die Festung von Rio und rollen wenig später auf schwankungsfreiem Straßenbelag nach Patras hinein.
Den gesamten Artikel lesen Sie im TOURENFAHRER Ausgabe 5/2022.