Telelever und Vierventil-Boxer

Eine weitere bahnbrechende Innovation der 1990er-Jahre betraf die Fahrwerkstechnik und war nicht allein der K-Baureihe vorbehalten. Zur Paralever-Schwinge, mit der Antriebseinflüsse auf die Hinterradfederung unterbunden wurden, gesellte sich 1993 die Telelever-Vorderradführung.

Bei dieser Konstruktion übernahm die Telegabel die Radführung, während die Federungs- und Dämpfungsaufgaben über einen Dreieckslenker auf ein zentrales Federbein übertragen wurden. Erstmals eingesetzt wurde dieses Prinzip in der neuen BMW R 1100 RS, deren Chassis zudem erstmals ohne Hauptrahmen auskam. Stattdessen diente die Motor-Getriebeeinheit als tragendes Element für den Lenkkopfträger und die Hinterradschwinge.

In der BMW R 1100 RS debütierte außerdem ein vollkommen neu entwickelter Boxermotor, der aus einem Hubraum von 1085 Kubikzentimetern eine Leistung von 66 kW/90 PS mobilisierte. Luft-Ölkühlung, Vierventiltechnik, elektronische Kraftstoffeinspritzung und eine im Zylinderkopf liegende Nockenwelle waren weitere bedeutende Merkmale dieses Triebwerks. Das neue Gesamtkonzept wurde in den Folgejahren auf alle Boxer-Modelle einschließlich der neuen 850er-Varianten übertragen.

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Chronologie der technischen Entwicklungen

1923 Die BMW R 32 mit zwei quer zur Fahrtrichtung angeordneten Zylindern wird vorgestellt.

1925 Aluminium-Zylinderkopf und hängende Ventile für R 37 und R 39.

1928 Erster Kickstarter mit komfortabler Quer-Anordnung für die BMW R 57.

1929 Kompressoraufladung ermöglicht neue Geschwindigkeitsrekorde.

1932 Zwei-Vergaser-Technik bei der BMW R 16.

1934 Einführung des Pressstahlrahmens.

1935 Hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel für BMW R 12 und BMW R 17.

1936 Kettengetriebene, oberhalb der Kurbelwelle platzierte Nockenwelle und Viergang-Getriebe mit Fußschalthebel für die BMW R 5.

1938 Hinterradfederung für Serienmodelle.

1950 Gemeinsamer Ölkreislauf für beide Zylinder, schräg montierte Vergaser und verrippte Ventildeckel für BMW R 51/2. Die BMW R 25 erhält einen verschweißten Rohrrahmen.

1955 Neues Dreiwellengetriebe und Kardanwelle mit nunmehr vorn angeordnetem Kreuzgelenk. Vollschwingen-Fahrwerk für BMW R 50 und BMW R 69.

1960 Sitzbank löst Schwingsattel ab.

1969 Gleichdruck-Vergaser und E-Starter für BMW R 75/5. Neukonstruktion des Boxers für die Baureihe /5 mit unterhalb von Kurbelwelle und Zylinder platzierter Nockenwelle und Stößelstangen. Comeback der Teleskopgabel. Doppelschleifenrohrrahmen.

1973 Die R 90 ist das weltweit erste Großserienmotorrad mit lenkerfest montierter Verkleidung. Die BMW R 100 RS kommt als erstes Serienmotorrad mit Vollverkleidung.

1980 Die R 80 G/S erhält eine Einarmschwinge.

1983 Einführung der K-Baureihe mit längsliegendem Vierzylinder.

1986 Die BMW K 75 erhält einen unmittelbar vom Vierzylinder abstammenden Dreizylinder-Motor.

1987 Der Paralever unterbindet mit neu entwickelter Doppelgelenk-Schwinge unerwünschte Antriebseinflüsse auf die Hinterradfederung.

1988 Einführung von Vierventil-Technik, DOHC-Zylinderkopf und der weltweit ersten digitalen Motorelektronik für Motorräder im Vierzylinder-Motor. Anti-Blockiersystem (ABS) optional erhältlich.

1991 BMW K 1 mit aerodynamischer Volllverkleidung.

1993 Einführung des Vierventil-Boxers mit Saugrohr-Einspritzung und Dreiwege-Katalysator. Einführung der Telelever Vorderradführung.

2004 In der BMW K 1200 S debütiert der neue, nun quer eingebaute Vierzylinder. Einführung der elektronischen Fahrwerksanpassung ESA (Electronic Suspension Adjustment).

2006 Die neue F-Baureihe startet mit dem 800 Kubik starken Parallel-Twin.

2007 Die BMW HP 2 Sport ist bis dato stärkster Serien-Boxer mit 133 PS. Das Antriebsregelungssystem ASC (Automatic Stability Control) verhindert Schlupf des Antriebsrades.

2009 Der kurzhubige Vierzylinder-Motor der BMW S 1000 RR leistet 193 PS. Außerdem neu: Race ABS und Traktionskontrolle DTC (Dynamic Traction Control).

2010 Der schmalste und leichteste jemals im Serienmotorradbau eingesetzte Reihensechszylinder-Motor treibt jetzt die Modelle BMW K 1600 GT und BMW K 1600 GTL an.

2012 Die jüngste Generation des BMW Boxer-Motors erhält eine Luft-/Flüssigkeitskühlung. Das Getriebe ist jetzt in den Motorblock integriert. Semiaktives Fahrwerk optional.

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