Verlagerung der Produktion nach Spandau
Das fortschreitende Wirtschaftswachstum bewirkte einen grundlegenden Wandel im Bereich der individuellen Mobilität, der schon in den 1950er-Jahren einsetzte und das Unternehmen gleich in zweierlei Hinsicht betraf.
Das Automobilgeschäft erlebte einen immensen Boom – zugleich verzeichnete die Motorradsparte einen deutlichen Rückgang der Nachfrage. Die Kunden hatten ihre Prioritäten neu gesetzt.
Und BMW stellte die Weichen auf vielen Gebieten neu. Die Produktion von Einzylinder-Modellen wurde 1966 eingestellt und die gesamte Motorrad-Fertigung schrittweise nach Berlin-Spandau verlagert. Allein die Bereiche Entwicklung und Erprobung von BMW Motorrädern blieben – bis heute – in München angesiedelt.
Mit dem Beginn der Motorrad-Produktion in Berlin-Spandau war auch der Start einer vollständig neu entwickelten Modellreihe verbunden. Im Herbst 1969 stellte BMW Motorrad die ersten Modelle der Baureihe /5 vor. Kraftvoll in der Leistungsentfaltung und spielerisch leicht im Handling – so präsentierten sich die BMW R 50/5 mit 24 kW/32 PS, die BMW R 60/5 mit 29 kW/40 PS und die BMW R 75/5 mit 37 kW/50 PS.
Der technische Fortschritt schlug sich unter anderem in einer einteilig geschmiedeten Kurbelwelle, Leichtmetallzylindern mit Gusslaufbuchsen, zweifach verschraubten Zylinderköpfen und einem Gleichdruckvergaser für das 175 km/h schnelle Topmodell nieder.
Mit einem neuen Doppelschleifenrohrrahmen aus Stahl, einer Hinterradschwinge mit Öldruckfederbeinen und einer hydraulisch gedämpften Teleskopgabel wurden zudem maßgebliche Beiträge zum Fahrkomfort und zur Sicherheit geleistet.
Chronologie der technischen Entwicklungen
1923 Die BMW R 32 mit zwei quer zur Fahrtrichtung angeordneten Zylindern wird vorgestellt.
1925 Aluminium-Zylinderkopf und hängende Ventile für R 37 und R 39.
1928 Erster Kickstarter mit komfortabler Quer-Anordnung für die BMW R 57.
1929 Kompressoraufladung ermöglicht neue Geschwindigkeitsrekorde.
1932 Zwei-Vergaser-Technik bei der BMW R 16.
1934 Einführung des Pressstahlrahmens.
1935 Hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel für BMW R 12 und BMW R 17.
1936 Kettengetriebene, oberhalb der Kurbelwelle platzierte Nockenwelle und Viergang-Getriebe mit Fußschalthebel für die BMW R 5.
1938 Hinterradfederung für Serienmodelle.
1950 Gemeinsamer Ölkreislauf für beide Zylinder, schräg montierte Vergaser und verrippte Ventildeckel für BMW R 51/2. Die BMW R 25 erhält einen verschweißten Rohrrahmen.
1955 Neues Dreiwellengetriebe und Kardanwelle mit nunmehr vorn angeordnetem Kreuzgelenk. Vollschwingen-Fahrwerk für BMW R 50 und BMW R 69.
1960 Sitzbank löst Schwingsattel ab.
1969 Gleichdruck-Vergaser und E-Starter für BMW R 75/5. Neukonstruktion des Boxers für die Baureihe /5 mit unterhalb von Kurbelwelle und Zylinder platzierter Nockenwelle und Stößelstangen. Comeback der Teleskopgabel. Doppelschleifenrohrrahmen.
1973 Die R 90 ist das weltweit erste Großserienmotorrad mit lenkerfest montierter Verkleidung. Die BMW R 100 RS kommt als erstes Serienmotorrad mit Vollverkleidung.
1980 Die R 80 G/S erhält eine Einarmschwinge.
1983 Einführung der K-Baureihe mit längsliegendem Vierzylinder.
1986 Die BMW K 75 erhält einen unmittelbar vom Vierzylinder abstammenden Dreizylinder-Motor.
1987 Der Paralever unterbindet mit neu entwickelter Doppelgelenk-Schwinge unerwünschte Antriebseinflüsse auf die Hinterradfederung.
1988 Einführung von Vierventil-Technik, DOHC-Zylinderkopf und der weltweit ersten digitalen Motorelektronik für Motorräder im Vierzylinder-Motor. Anti-Blockiersystem (ABS) optional erhältlich.
1991 BMW K 1 mit aerodynamischer Volllverkleidung.
1993 Einführung des Vierventil-Boxers mit Saugrohr-Einspritzung und Dreiwege-Katalysator. Einführung der Telelever Vorderradführung.
2004 In der BMW K 1200 S debütiert der neue, nun quer eingebaute Vierzylinder. Einführung der elektronischen Fahrwerksanpassung ESA (Electronic Suspension Adjustment).
2006 Die neue F-Baureihe startet mit dem 800 Kubik starken Parallel-Twin.
2007 Die BMW HP 2 Sport ist bis dato stärkster Serien-Boxer mit 133 PS. Das Antriebsregelungssystem ASC (Automatic Stability Control) verhindert Schlupf des Antriebsrades.
2009 Der kurzhubige Vierzylinder-Motor der BMW S 1000 RR leistet 193 PS. Außerdem neu: Race ABS und Traktionskontrolle DTC (Dynamic Traction Control).
2010 Der schmalste und leichteste jemals im Serienmotorradbau eingesetzte Reihensechszylinder-Motor treibt jetzt die Modelle BMW K 1600 GT und BMW K 1600 GTL an.
2012 Die jüngste Generation des BMW Boxer-Motors erhält eine Luft-/Flüssigkeitskühlung. Das Getriebe ist jetzt in den Motorblock integriert. Semiaktives Fahrwerk optional.