Das Kraftfahrtbundesamt hat den Drive Pilot für hochautomatisiertes Fahren von Mercedes-Benz bis 95 km/h zertifiziert. Die bisherige Version des Level-3-Assistenten war lediglich bis 60 Stundenkilometer im Stau zugelassen. Dank der neuen Zertifizierung darf der Fahrer nun auch im fließenden Verkehr die Steuerung des Fahrzeugs an den Drive Pilot übergeben und sich anderen Tätigkeiten widmen. Dies ist allerdings nur auf der rechten Spur von Autobahnen und bis zur zertifizierten Geschwindigkeit zulässig.
Der Drive Pilot erfasst die Fahrzeugumgebung mithilfe von über 35 Kameras, Radar-, Ultraschall- und LiDAR-Sensoren (Laser) und führt autonom Lenk- und Bremsvorgänge aus. Das System soll ab Frühjahr 2025 in Deutschland in der S-Klasse und dem Modell EQS als Sonderausstattung verfügbar sein.
Motorradfahrerverbände skeptisch gegenüber autonomem Fahren
Motorradfahrerverbände stehen der Technologie jedoch kritisch gegenüber. Die relativ kleine Silhouette einspuriger Fahrzeuge birgt die Gefahr, dass diese von den Sensoren autonom fahrender Fahrzeuge übersehen werden.
Auch allgemein ist die Skepsis gegenüber autonomen Fahrzeugen zumindest in Deutschland groß. Dies ergab eine YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2021, in der 35 Prozent der Befragten der These zustimmten, autonome Fahrzeuge würden den Verkehr sicherer machen. 42 Prozent waren gegenteiliger Meinung.
Einheitliche technische Standards erforderlich
Der europäische Motorradherstellerverband ACEM hat in einem Positionspapier auf die Schwierigkeiten, die komplexen Fahrmanöver von Motorrädern automatisiert zu erfassen, hingewiesen und technische Standards gefordert, die explizit die Sicherheit motorisierter Zweiradfahrer berücksichtigen.
Hersteller wie Piaggio arbeiten bereits an aktiven Radarreflektoren, die die Signale von radargestützten Systemen verstärken und zurücksenden, um die Radarsignatur und damit die »Sichtbarkeit« motorisierter Zweiräder im Verkehrsraum der Zukunft zu verbessern.
Bild © Mercedes Benz