Luca Martin, Chief Operating Officer von MV Agusta

Neue Strukturen

Bei MV Agusta geht’s voran

Ein knappes halbes Jahr nach der Trennung von KTM zieht die italienische Motorradschmiede MV Agusta eine positive Zwischenbilanz zum Stand der Restrukturierung.

Es waren existenzielle Probleme, vor denen die exklusive Motorradmarke MV Agusta mit dem Zusammenbruch des österreichischen Motorradimperiums der Pierer Mobility AG stand. Bereits seit 2022 durch Kooperationen auf unterschiedlichen Ebenen eng verwoben und kurz vor dem Crash in den Konzern eingegliedert, verliefen die Lieferketten über die große Schwester, der Vertrieb ebenso. Und natürlich musste der Cashflow sichergestellt werden, nachdem der schwer angeschlagene Pierer-Konzern die Italiener rund um den Jahreswechsel wieder in die Unabhängigkeit entlassen hatte. Der Wiedereinstieg des Ex-Eigentümers Timur Sardarov rettete die kleine Nobelmarke vor dem sofortigen Aus. Nun meldet sich MV Agusta zum Halbjahr mit einer Zwischenbilanz, die Grund zu vorsichtigem Optimismus gibt.

Eigenständige Ersatzteillogistik

Die Ersatzteilversorgung wird vorerst in Zusammenarbeit mit dem Logistiknetzwerk von KTM, das durch den Einstieg von Bajaj ebenfalls stabilisiert werden konnte, weitergeführt. Parallel hat MV Agusta Verhandlungen mit einem global agierenden Logistikpartner vorangetrieben, die nach Unternehmensangaben kurz vor dem Abschluss stehen. Bis Ende 2025 soll der Übergang zu einem vollständig unabhängigen Ersatzteilvertriebssystem vollzogen sein.

Stärkung des Vertriebs

Intensiv wird zudem am Ausbau des Vertriebsnetzes gearbeitet. In den Schlüsselmärkten Europa, Amerika, Ozeanien und Asien sollen eigenständige Vertriebsorganisationen für die Marktentwicklung zuständig sein. Zur Ergänzung dieser Strategie wurden Vereinbarungen mit privaten Importeuren geschlossen, um eine umfassende globale Abdeckung sicherzustellen. Das gesamte bestehende Händlernetz bleibt bestehen und soll um zusätzliche Händler ergänzt werden.

Mehr Effizienz durch schlanke Strukturen

Seit der Unterzeichnung der Trennungsvereinbarung von KTM im Januar 2025 hat MV Agusta eine Reihe strategischer Initiativen gestartet, die auf eine Verbesserung der Effizienz abzielen. So wurde das elitäre Designstudio Centro Stile an den Stammsitz in Schiranna verlegt, auch die Struktur der Fertigung soll durch ein neues Fabriklayout künftig wirtschaftlicher vonstatten gehen. Weitere Kostenoptimierungen erhofft man sich von der Eingliederung bislang extern durchgeführter Produktionsschritte.

Marktgerechte Preise

Ohne die Exklusivität der Marke anzukratzen, will MV Agusta die Zugänglichkeit zu seinen Produkten durch eine neue Preisstrategie erleichtern. Ob hinter dieser Ankündigung niedrigere Preise stehen, ist fraglich, gearbeitet wird jedoch an verschiedenen Finanzierungsmodellen.

Erneuerung und Ausbau der Produktpalette

Auf der Produktseite arbeitet MV Agusta nicht nur an der Erneuerung der gesamten Fahrzeugpalette, es sollen auch neue Marktsegmente erschlossen werden. Ein erstes Modell der neuen Generation wollen die Italiener kurz vor der EICMA 2025 präsentieren. Es soll im Supersportbereich angesiedelt sein.

Ob die derzeitigen Erfolgsmeldungen aus Schiranna bereits für den ersehnte Turn-around stehen, bleibt abzuwarten. Für ein nachhaltiges Weiterbestehen der Marke wird nicht zuletzt entscheidend sein, inwieweit die Kundschaft Vertrauen in ein Unternehmen hat, das mehr als einmal in den Abgrund blickte.

Weitere Informationen

Das Bild zeigt Luca Martin, Chief Operating Officer von MV Agusta

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