Während es in der Wehrtechnik darum geht, die Radarsignatur von Schiffen, Flugzeugen und Landfahrzeugen möglichst klein zu halten, um ihre Entdeckung zu erschweren, beschreitet Piaggio für den zivilen Bereich den entgegengesetzten Weg. Das italienische Unternehmen will Motorräder sichtbarer machen.
Motorräder im Stealth-Modus
Hintergrund der Bemühungen ist die Tatsache, dass das Radarecho, welches die Sensoren moderner Assistenzsysteme (Advanced Rider Assistance Systems, ARAS) von zweirädrigen Verkehrsteilnehmern erhalten, oftmals sehr schwach ist, was dazu führen kann, dass diese nicht erkannt werden. Motorräder sind für die elektronischen Assistenten unter ungünstigen Umständen sozusagen im Stealth-Modus unterwegs.
Zusätzliche Bedeutung erhält diese Problematik durch die in greifbare Nähe rückende Einführung, teil- oder vollautonomer Fahrzeuge. Während in einem aktuellen, mit Assistenzsystemen ausgestatteten Pkw zumindest noch ein Fahrer sitzt, der andere Verkehrsteilnehmer visuell wahrnehmen kann, sind autonome Systeme vollständig auf die Daten ihrer Sensorik angewiesen.
»Wearables« für Fußgänger
Der Automotive-Industrie ist das Problem durchaus bewusst. So wird an tragbaren Radarreflektoren gearbeitet, die die Erkennung von Fußgängern verbessern sollen. Passive Systeme, die auf einer optimalen Reflektion des Signals basieren, haben sich auch die Motorradhersteller Suzuki und BMW bereits patentieren lassen.
Aktive Radarreflektoren nach maritimem Vorbild
Der Piaggio-Konzern, zu dem Marken wie Vespa, Moto Guzzi oder Aprilia gehören, geht nun einen Schritt weiter. Das Unternehmen hat sich Ende Januar beim US-Patentamt unter der Nummer US 20220018954 A1 ein aktives System zur Verringerung des Kollisionsrisikos schützen lassen.
An Front und Heck des motorisierten Zweirads ist jeweils eine Elektronikeinheit verbaut. Sobald diese ein für Detektionssysteme typisches Radarsignal empfangen, verstärken sie es und strahlen es zurück. Das Motorrad macht sich für das Radar des anderen Fahrzeugs also größer als es ist.
Ähnliche Systeme gibt es bereits im maritimen Bereich. Besonders auf vielbefahrenen Wasserstraßen versuchen damit kleinere Boote, ihre Sichtbarkeit zu verbessern.
Symbolbild © Vayyar