Erneut stand die Sensibilisierung für die zunehmende Lärmbelastung durch Motorräder in der Fränkischen Schweiz im Fokus. Prominenter Gast war Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, selbst Motorradfahrer, der betonte: „Ich war selbst schon mit dem Bike hier – wir wissen, wie schön das Fahren in dieser Region ist. Aber wir müssen auch die Belastung ernst nehmen.“
Neben Herrmann waren zahlreiche Bürgermeister aus der Umgebung sowie Vertreter von Polizei und Verwaltung anwesend. Herrmann machte deutlich, dass er Streckensperrungen ablehnt – sie würden auch rücksichtsvolle Fahrer treffen.
Auf Nachfrage von MotorradSzene Bayern was seine Meinung ist zu den dann trotzdem vollzogenen Sperrungen zum Beispiel am Würgauer Berg oder am Kesselberg vom Kochel- zum Walchensee und jetzt ganz aktuell im Sudelfeld war seine Antwort: „Hier haben wir zwei Probleme. Zum Lärm kommt noch die überhöhte Geschwindigkeit.“ Herr Küpper vom Innenministerium zuständig für Verkehr und Polizei, ergänzte: „Wir haben hier alles versucht von Geschwindigkeitsbegrenzungen über bauliche Maßnahmen und regelmäßige Kontrollen. Aber nichts hat die rücksichtslosen Raser davon abgehalten die öffentlichen Straßen als Rennstrecke zu „missbrauchen“, deshalb wurde an diesen Stellen ein Verbot erlassen.“ Die Polizei arbeitet mit spezialisierten Motorrad-Kontrollgruppen, die mit Schallpegelmessgeräten technische Manipulationen nachweisen können.
ADAC-Vorstand Wolfgang Liebert erklärte, dass schon eine Erhöhung um 10 dB(A) die empfundene Lautstärke verdoppelt. Pauschale Fahrverbote lehnt auch der ADAC ab. Stattdessen setzt man auf gezielte Maßnahmen wie Lärmdisplays, die bei zu lauter Fahrweise zum Drosseln der Lautstärke auffordern. Zwei dieser Displays stellt der ADAC den Gemeinden kostenlos zur Verfügung. Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch die neuen Hinweisschilder vorgestellt – mit Aufschriften wie „Leise fahren. Lärm ersparen!“. Bürgermeister Schrüfer begrüßte diese Signale: „Viele merken gar nicht, wie viel sie mit angepasster Fahrweise zur Entlastung beitragen können.“
Auch Landrat Florian Wiedemann sprach sich für mehr Rücksicht aus. Wer erst nach dem Ortsausgangsschild beschleunigt, verbessere bereits das Miteinander. Am Beispiel Glashüttener Wald zeigte er, dass Tempolimits punktuell durchaus wirken – auch wenn eine Rücknahme derzeit nicht geplant ist.
Einigkeit herrschte schließlich bei einem Dauerbrenner: Klappenauspuffanlagen, die trotz EU-Konformität für enormen Lärm sorgen, stellen alle Beteiligten vor große Herausforderungen – ein Umstand, der politisch kaum zu ändern ist.
Fazit: Die Region soll ein Eldorado für Biker bleiben – doch ein respektvoller Umgang mit Anwohnern ist Voraussetzung für ein weiterhin offenes Miteinander.
Franz Schroll