Assistenzsysteme sind eine feine Sache. Wohl kaum jemand möchte heutzutage noch den Sinn eines Antiblockiersystems oder der Traktionskontrolle ernsthaft in Frage stellen. Doch mit immer mehr Funktionen der sogenannten Advanced Driver Assist Systems (ADAS) wie beispielsweise Spurwechselassistenten oder Kollisionswarner geht vielen Autofahrern das Gefühl für die Eigenverantwortlichkeit hinter dem Steuer verloren. Dieser Auffassung sind zumindest die im Connected Motorcycle Consortium (CMC) organisierten Motorradhersteller. Zumindest so lange ist dies problematisch, wie die Systeme nicht hundertprozentig zuverlässig in der Detektion anderer Verkehrsteilnehmer sind.
Fahrer von motorisierten Zweirädern sind schwache Verkehrsteilnehmer, die aufgrund der relativ geringen Größe des Fahrzeugs besondere Aufmerksamkeit von anderen Verkehrsteilnehmern benötigen. Dieses Problem hat mit der Einführung von automatisierten Fahrzeugen der Stufen 3 und 4 durch die Automobilhersteller noch mehr an Bedeutung gewonnen.
Die Motorradhersteller sind besorgt, dass die zunehmende Automatisierung des Fahrens zu einem Anstieg der Unfälle mit Zweirädern führen könnte, da die Autofahrer immer abhängiger von ADAS der Stufen 1 und 2 werden und weniger auf andere Fahrzeuge in ihrer Umgebung achten. Die Experten aus der Motorradindustrie sind auch der Meinung, dass moderne Autos nicht über eine ausreichend zuverlässige Detektorenausstattung verfügen, um Motorräder korrekt zu erkennen.
Eine umfassende Kritik am aktuellen Stand der Technik auf Basis einschlägiger Studien aber auch Vorschläge zur Verbesserung der Erkennbarkeit von motorisierten Zweirädern hat das CMC in einem White Paper veröffentlicht.
In dem öffentlich zugänglichen Dokument untermauern die CMC-Mitglieder mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen ihre Forderung, dass Personenkraftwagen in der Lage sein müssen, motorradtypische Fahrmanöver im Realverkehr angemessen zu erkennen, beispielsweise das Einscheren, die Schräglage in Kurven oder das Teilen von Fahrspuren.