Made in NRW: Bismarck-Motorräder

Foto: Axel Königsbeck

Made in NRW

Bismarck-Motorräder

Mehr als ein halbes Jahrhundert produzierten die Bismarck-Werke in Radevormwald Fahrräder und Motorräder. Eine Ausstellung im Oberbergischen Städtchen lässt die Historie des ehedem international bekannten Werkes Revue passieren.

Als die Radevormwalder Kaufleute Gottlieb Frowein und Carl Richard Holbeck 1896 für ihr in Bergerhof ihr Fahrradwerk gründeten, wollten sie es zu Ehren des ehemaligen Reichskanzlers „Bismarck“ nennen. Fürst Otto von Bismarck, bis 1890 im Amt, genoss bei weiten Teilen der Bevölkerung immer noch hohes Ansehen. Offensichtlich fühlte er sich solchermaßen geehrt und gab seine Einwilligung zu dieser werbeträchtigen Verwendung seines prominenten Namens.
Als Bismarck eine Produktion aufnimmt, beherrschen britische Anbieter den Fahrradmarkt – eine gute Ausgangslage für heimische Produzenten. Auch für Bismarck, zumal sich die Radevormwalder technisch innovativ präsentieren. Bereits 1905 werden erstmals zwei motorisierte Fahrradmodelle vorgestellt. „Leider lässt sich heute nicht mehr feststellen, ob diese Zweiräder überhaupt in Serie produziert und verkauft worden sind“, schreibt Markenspezialist Lothar Kasper auf bismarck-zweiraeder.de. Zunächst kommen Einbaumotoren von Anzani, Fafnir oder Minerva zum Einsatz. Anfang der 1930er Jahre nimmt Bismarck die Herstellung von Fahrrädern mit Motor-Unterstützung wieder auf. Mittlerweile steht Fichtel & Sachs mit passenden Zweitaktern parat. Nachdem sich die Fahrradrahmen als zu schwach erweisen, entwickelt Bismarck stärkere Chassis für Damen- und Herrenräder. Ebenso verfährt man beim Nabenmotor der Saxonette von 1937. Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt Bismarck die Produktion der Fahrräder mit Hilfsmotor 1948 wieder auf. Doch nun weiten die Radevormwalder ihr Modellangebot nach oben aus. Bereits ein Jahr später erscheint die fünf PS starke LM 125 K – möglich macht dies Motorenlieferant ILO in Pinneberg. Nach der LM 98 T mit Sachs-Zweitakter (1951) folgen ab 1953 zwei weitere Modelle mit 150 und 175 Kubik Hubraum von ILO.
Um die LM 125 K ins Rampenlicht zu rücken, schickt Bismarck sie im September 1950 von München nach Kapstadt, wo die Mannschaft noch vor Weihnachten wohlbehalten ankommt. Zwar trägt die eindrucksvolle Aktion zum guten Ruf der Bismarck-Motorräder bei, doch wenig später naht mit dem Niedergang der deutschen Motorradindustrie der Anfang vom Ende. 1957 muss das Unternehmen nach 61 Jahren Konkurs anmelden. Die Namensrechte gehen an Falter in Bielefeld, wo bis Ende der 1990er-Jahre weiterhin Bismarck-Fahrräder produziert werden. 
Heute bemüht sich die IG Bismarck Zweiräder e.V. mit einer Dauerausstellung am ehemaligen Produktionsstandort darum, dass die im Fahrrad- und Motorradbau durchaus erfolgreiche Marke nicht in Vergessenheit gerät. Das Bismarck-Zweirad-Museum findet ihr im Einkaufszentrum Schlossmacherplatz. ig-bismarck.de. Demnächst wird die Ausstellung in das ehemalige Werksgebäude Bergerhof umziehen – wir bleiben am Ball.

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