Motorradneuzulassungen Dezember 2020

Trotz weltweiter Rezession

Deutscher Motorradmarkt mit sattem Plus im Krisenjahr 2020

Während der globale Motorradmarkt 2020 deutlich schrumpfte, lagen die Verkäufe in Deutschland klassenübergreifend weit über Vorjahresniveau. Allerdings haben mehrere Sondereffekte zu dem Boom beigetragen.

Mit dem Abverkauf der Euro-4-Modelle und der neuen Führerscheinregelung A1 in B gab es 2020 gleich zwei starke Treiber für den Motorradabsatz. Gerade die Umstellung auf Euro4 zum Jahreswechsel sorgte durch massenweise Händlerzulassungen im Dezember für ein gigantisches Plus von 329 Prozent im Segment der Krafträder über 125 Kubikzentimeter. Auf Jahressicht wurden 2020 in diesem Segment knapp 17 Prozent mehr Fahrzeuge zugelassen als im Vorjahr, meldet der Industrieverband Motorrad (IVM).

Mit 83 respektive 109 Prozent Zuwachs bei den Leichtkrafträdern bzw. -rollern profitierten die 125er von der Führerscheinregelung A1 in B, die Autofahrern unter bestimmten Voraussetzungen das Führen eines Leichtkraftrades erlaubt.

Bei den Kraftrollern gibt es immerhin ein Plus von gut sechs Prozent zu verzeichnen. Über alle Klassen betrachtet, steigerte sich der Absatz von Motorrädern und Rollern im vergangenen Jahr um gut 32 Prozent gegenüber 2019.

Erfolgreichster Hersteller auf dem deutschen Markt war einmal mehr BMW mit 27.761 verkauften Einheiten – und das obwohl die Münchener nicht im boomenden 125er Segment tätig sind. Auf den Plätzen folgen Honda (24.336) und Piaggio (23.329).

Anteile der Hersteller am deutschen Motorradmarkt*

 Marke

Stückzahlen

Marktanteile

Veränderung zu 2019

BMW

26.712

20,22%

7,42 %

KTM

16.464

12,46%

26,33 %

Honda

15.379

11,64%

16,41 %

Kawasaki

14.838

11,23%

16,87 %

Yamaha

12.748

9,65%

9,35 %

Harley-Davidson

11.040

8,36%

8,35 %

Suzuki

7.153

5,41%

32,61 %

Triumph

6.068

4,59%

23,23 %

Ducati

5.465

4,14%

6,26 %

Husqvarna

3.889

2,94%

34,52 %

Royal Enfield

2.512

1,90%

57,79 %

Indian Motorcycle

1.966

1,49%

59,32 %

Moto-Guzzi

1.712

1,30%

19,22 %

Aprilia

1.415

1,07%

-2,41 %

Betamotor

1.061

0,80%

1,34 %

Benelli

632

0,48%

31,94 %

Fantic Motor

375

0,28%

106,04 %

Zero Motorcycles

331

0,25%

77,01 %

MV Agusta

312

0,24%

64,21 %

Loncin

235

0,18%

Gesamt

132.126

100,00%

16,89 %

* > 125 Kubikzentimer

Auf Rang 1 der beliebtesten Motorräder über 125 Kubik konnte sich erneut die BMW R 1250 GS mit großem Vorsprung behaupten. 9.228 Maschinen dieses Typs wurden von Januar bis Dezember 2020 zugelassen. Auf Rang zwei der Beliebtheitsskala rangiert die Kawasaki Z900 mit 3.853 Einheiten, gefolgt von der Yamaha MT-07 (3.228).

Top 20 – Die beliebtesten Motorräder 2020 in Deutschland*

Rang

Hersteller

Modell

Stückzahl

1

BMW

R 1250 GS

9.228

2

Kawasaki

Z 900

3.853

3

Yamaha

MT-07

3.228

4

Kawasaki

Z 650

3.086

5

KTM

690 SMC

2.492

6

KTM

790 Duke

2.417

7

Yamaha

Ténéré 700

2.395

8

KTM

390 Duke

2.276

9

Suzuki

GSX-S 750

2.178

10

Honda

CMX 500 Rebel

2.039

11

Honda

CRF 1100 L Africa Twin

1.868

12

Suzuki

SV 650

1.711

13

BMW

S 1000 XR

1.704

14

BMW

F 900 R

1.654

15

BMW

R 1250 RS

1.515

16

KTM

790 Adventure

1.428

17

Honda

NC 750 X

1.409

18

Yamaha

MT-09

1.394

19

BMW

S 1000 RR

1.354

20

KTM

1290 Superduke R

1.353

* > 125 Kubikzentimer

Der Blick auf den deutschen Markt darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass 2020 aus globaler Perspektive ein ausgesprochen schweres Jahr für die Motorradhersteller war. Weltweit betrachtet ging der Absatz um 18 Prozent zurück. Die Nachfrage nach individueller Mobilität konnte die Einbußen durch Produktionsausfälle und sinkende Kaufkraft im Zuge der Corona-Pandemie nicht ausgleichen. Und ein Ende der Talfahrt ist noch nicht in Sicht.

Für den indischen Motorradmarkt, den größten weltweit, prognostiziert das italienische Finanzportal Finaria für den Zweijahreszeitraum 2020/21 einen Rückgang des Umsatzes um 18 Prozent gegenüber 2019. Noch stärker soll der zweitgrößte Markt, China, schrumpfen. Hier wird mit einem Verlust von 26 Prozent gerechnet. Und Vietnam, beim globalen Umsatz auf Rang drei, wird nach Meinung der Analysten einen Schrumpfungsprozess von rund 20 Prozent durchmachen.

Die fünf größten Motorradmärkte der Welt 1,2

1 Umsatz in Mrd. US$
2 Prognose für 2021

Besonders hart trifft dies natürlich die asiatischen Volumenhersteller Honda, Yamaha und Hero. Aber auch die europäischen Marken dürften unter der Entwicklung leiden. Zahlreiche Hersteller wie beispielsweise KTM haben sich gemeinsam mit regionalen Partnern stark im Bereich der kleineren Hubräume engagiert oder wollten das Wachstumspotenzial der Emerging Markets für den Absatz ihrer Premiumprodukte nutzen.

Im globalen Maßstab wird für die weitere Entwicklung ausschlaggebend sein, wie schnell und wie effektiv sich die Corona-Pandemie eindämmen lässt und welche wirtschaftlichen Langzeitfolgen sie zeitigen wird. Dies gilt natürlich auch für den deutschen Markt. Hier muss sich zudem zeigen, ob der Boom des Jahres 2020 zu einer Marktsättigung geführt hat oder ob das Thema Motorrad eher befeuert wurde.

Zahlen: Industrieverband Motorrad (IVM), Finaria

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