Droht Berlin ein Park-Krieg?

So bald nicht mehr: Auch Bikes, die überhaupt nicht stören, müssen auf einen PKW-Stellplatz, Foto: Detlef Blum

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Droht Berlin ein Park-Krieg?

Wenn es nach dem Berliner Senat geht, soll die „Berliner Linie“ ein Ende haben und Motorräder auf den raren Parkplätzen abgestellt werden, um die schon 1,23 Millionen Berliner Autofahrer kämpfen. Ein Szenario, das auch in anderen Ballungsräumen drohen könnte.

Die seit 1978 geltende Berliner „Linie der Vernunft“ erlaubt es Motorradfahrern, ihr Zweirad dort auf dem Gehweg abzustellen, wo es Fußgänger nicht stört. Damit soll jetzt Schluss sein. Berliner Bikern, Pendlern aus dem Umland und Roller-, Moped- sowie Mofa-Fahrern droht nun ein Parkplatzkrieg aus ideologischen Gründen. Dabei haben Motorräder, die ihre Halter sorgsam so parken, dass sie für Fußgänger und Autofahrer kein Hindernis darstellen, noch nie gestört.

Autos und Zweiräder geraten in Berlin bisher beim Parken nicht in Konkurrenz. Sollte das vernünftige Parken von Motorrädern auf Bürgersteigen aber nicht mehr möglich sein, droht direkt ein Konflikt der Parkplatz-Suchenden: In Berlin sind mehr als 1,2 Millionen Pkw zugelassen (Quelle: KBA). Dazu kommen mehr als 110 000 Krafträder (Quelle: KBA) und noch mehr zulassungsfreie Fahrzeuge wie 50er Roller. Sollten die alle auf Auto-Parkplätzen stehen müssen, ist klar, dass das nicht funktionieren kann. Geschätzte 99 Prozent fahren nicht aus Spaß in der Stadt herum, sondern weil sie von A nach B müssen, zur Arbeit, zum Einkaufen und zum Arzt. Und dafür kann man nicht immer den ÖPNV nutzen. Deshalb braucht Berlin die Berliner Linie der Vernunft – vernünftiges Parken von Zweirädern auf Bürgersteigen muss weiter möglich sein, weil es gut funktioniert.

Das massive Aufkommen von zweirädrigen Leihfahrzeugen, die achtlos abgestellt werden und häufig eine Gefährdung darstellen, hat das Parken auf den Bürgersteigen zu einem Problem gemacht. Das ist aber kein Problem der Menschen, die ihr Motorrad oder ihre Vespa vorsichtig vor der Haustür abstellen. Da ist offensichtlich ein Geschäftsmodell das Problem, nicht das Parkverhalten der Anwohner. Das Parken von Motorrädern und Rollen auf Bürgersteigen soll weiterhin geduldet werden. Dafür sollte die entsprechende Dienstanweisung aus der „Berliner Linie der Vernunft“ wieder in Geltung gebracht werden. Wer das auch so sieht, sollte bei der Online-Petition mitmachen.

Nils Homann

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