Ducati und Volkswagen erproben Festkörperbatterie im Elektromotorrad

Schlüsseltechnologie für Elektromobilität

Ducati und Volkswagen erproben Festkörperbatterie im Elektromotorrad

Volkswagen und Ducati haben auf der Automobilmesse IAA in München erstmals ein elektrisch angetriebenes Motorrad mit einer Festkörperbatterie vorgestellt.

Der auf der diesjährigen IAA (9. bis 14. September 2025) gezeigte Prototyp basiert auf Ducatis MotoE-Maschine V21L und nutzt Zellen des US-Unternehmens QuantumScape, mit dem Volkswagen seit Jahren kooperiert. An der Entwicklung beteiligt sind auch die VW-Batterietochter PowerCo sowie Audi.

Die Präsentation zeigt einen wichtigen Zwischenschritt in der Entwicklung von Festkörperbatterien bis zum Einsatz in Serienfahrzeugen. Volkswagen bezeichnet die Technologie als potenziellen »Gamechanger« für die Elektromobilität. Ziel ist es, die neuen Zellen zunächst unter Extrembedingungen auf der Rennstrecke zu testen und dann in Richtung Serienproduktion weiterzuentwickeln.

Technologische Vorteile von Festkörperbatterien

Festkörperbatterien unterscheiden sich grundlegend von den heute dominierenden Lithium-Ionen-Akkus. Sie ersetzen den flüssigen Elektrolyten durch einen festen, was mehrere Vorteile mit sich bringt:

  • Höhere Energiedichte: Pro Kilogramm Batterie kann mehr Energie gespeichert werden. Das ermöglicht größere Reichweiten, ohne das Gewicht zu erhöhen.
  • Kürzere Ladezeiten: Die Festkörperchemie erlaubt höhere Ladegeschwindigkeiten, was die Alltagstauglichkeit batterieelektrischer Fahrzeuge deutlich steigern könnte.
  • Sicherheitsgewinne: Da kein flüssiger Elektrolyt mehr vorhanden ist, sinkt das Risiko thermischer Zwischenfälle wie Überhitzung oder Brand.
  • Längere Lebensdauer: Die Batterien sind potenziell weniger anfällig für Degradation.

Für Motorradhersteller wie Ducati ist insbesondere die Gewichtseinsparung entscheidend. In der MotoE-Serie konnte das Batteriepack des bisherigen V21L-Prototyps bereits um 8,2 Kilogramm reduziert werden. Festkörperzellen versprechen hier weiteres Potenzial, um Elektromotorräder durch höhere Reichweite, geringeres Gewicht und kürzere Ladezeiten konkurrenzfähig zu konventionell angetriebenen Motorrädern zu machen.

Herausforderungen und Perspektiven

Noch steht die Technologie am Anfang. Die industrielle Fertigung in großen Stückzahlen ist komplex und kostenintensiv. Auch muss sich zeigen, wie sich Festkörperbatterien unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und bei dauerhafter Belastung verhalten. Genau dafür sollen die Tests mit Ducati praxisnahe Daten liefern.

Parallel arbeitet Volkswagen daran, die Festkörpertechnologie in seine »Einheitszelle« zu integrieren. Diese Batteriegeneration soll in bis zu 80 Prozent der künftigen Konzernmodelle eingesetzt werden – vom Kompaktwagen bis zum Premiumfahrzeug. PowerCo baut dafür Produktionsstätten in Salzgitter, Valencia und St. Thomas (Kanada) auf. Der Konzern peilt an, Festkörperzellen bis Ende des Jahrzehnts in die Serienfertigung zu bringen.

Weiter Weg bis zur Serienreife

Sollten sich die Erwartungen erfüllen, könnten Festkörperbatterien die Elektromobilität entscheidend verändern. Autos würden deutlich größere Reichweiten erzielen, Motorräder könnten leichter und fahraktiver werden. Gleichzeitig ließen sich Ladezeiten auf ein Maß reduzieren, das mit heutigen Tankvorgängen vergleichbar wäre.

Noch bleibt unklar, wann marktreife Produkte verfügbar sind. Experten gehen davon aus, dass die nächsten fünf bis zehn Jahre entscheidend sein werden. Die nun gestarteten Praxistests im Motorradbereich sind daher weniger ein Vorgriff auf kommende Serienmodelle, sondern ein realistischer Belastungstest für eine Technologie, die das Potenzial hat, die Elektromobilität grundlegend zu verändern.

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