Italienische Groteske

Ducati vs. Borile

Ein bizzarer Schlagabtausch zwischen Ducati und der Motorradschmiede Borile hat sein vorläufiges juristisches Ende gefunden. Im Kern geht es darum, wem das Verdienst gebührt, die Ducati-Ikone »Scrambler« wiederbelebt zu haben. Verletzte Eitelkeiten dürften bei dieser Fehde aber eine mindestens ebenso große Rolle spielen.

Stein des Anstoßes ist ein Video, das Borile anlässlich der Präsentation der »Ducati Scrambler« auf der Intermot Anfang Oktober 2014 ins Internet stellte. In dem Streifen, der mittlerweile nicht mehr abrufbar ist, soll die Präsentation der »Borile Scrambler« vor dem früheren Ducati-Management zu sehen sein.

Die »Borile Scrambler« ist das Remake eines Ducati-Modells aus den 1970er Jahren. Die Wurzeln des Projekts reichen weit in die Ära vor der Übernahme von Ducati durch die VW-Tochter Audi zurück. Das damalige Ducati-Management unter Vorstandschef Gabriele Del Torchio gab seinen Segen und unterstützte Borile mit Teilen und Know-how. Borile präsentierte das fertige Motorrad im Jahr 2011.

Dass die auf der Intermot gezeigte Ducati-eigene Neuauflage der Scrambler starke Ähnlichkeiten mit ihrem Modell aufweist (was nicht verwunderlich ist, da beide Neuinterpretationen auf das selbe Vorbild rekurrieren), hat die Borile-Mannen offenbar dermaßen auf die Palme gebracht, dass sie das alte Video herauskramten und ins Netz stellten. Offenbar um zu beweisen, dass die Idee zum Scrambler-Revival auf ihrem Mist gewachsen ist. Diese öffentliche Bloßstellung wollte sich Ducati nicht bieten lassen und ließ Anwälte aufmarschieren.

Am 16. Dezember 2014 kam ein Gericht in Bologna zu dem Schluss (N. R.G. 16396/2014), dass Borile den Sachverhalt, der an sich unstrittig ist, in einem unnötig »polemischen« und »ironischen« Ton dargestellt hat, der geeignet ist, das Ansehen der Marke Ducati herabzuwürdigen.

Das Gericht untersagte Borile die weitere Veröffentlichung des Films; bei Zuwiderhandlung droht eine Geldstrafe. Zudem muss Borile die Verfahrenskosten übernehmen – für das kleine Unternehmen um Umberto Borile, das gerade dabei war, sich mit Hilfe der italienischen Unternehmerfamilie Bassi neu aufzustellen, sicher ein herber Rückschlag.

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