Erst der russische Angriff auf die Ukraine hat der deutschen Politik und weiten Teilen der Gesellschaft die über Jahrzehnte gewachsene dramatische Abhängigkeit Europas von russischen Rohstoffen bewusst gemacht.
Trotz massiver westlicher Sanktionen gegen die russische Wirtschaft laufen die Lieferungen von Erdgas ungemindert weiter, bei Rohöl und Mineralölprodukten sind die Bezugsmengen geringfügig eingeschränkt. Doch ob das im Falle einer weiteren Zuspitzung des Konflikts so bleiben wird, ist offen.
Fieberhaft suchen westliche Politiker daher nach Auswegen aus der Abhängigkeit. In dieser Situation bringt sich die eFuel Alliance ins Spiel, eine Interessensgemeinschaft, die sich für die industrielle Produktion von synthetischen Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien einsetzt.
Der Verband fordert den zügigen Aufbau einer Industrie für synthetische Kraft- und Brennstoffe. Nach Auffassung von Geschäftsführer Ralf Diemer könnten unter günstigen Bedingungen bereits 2025 nennenswerte Mengen synthetischer Kraftstoffe zu marktgerechten zur Verfügung stehen.
Monika Griefahn, Sprecherin der eFuel Alliance, Mitbegründerin von Greenpeace und ehemalige Umweltministerin von Niedersachsen stellt fest: »Wir sind überzeugt, erneuerbare Kraftstoffe können bis zu 70 Prozent des russischen Rohölimports bis 2030 ersetzen, wenn die Treibhausgasminderungsquote auf 20 Prozent in der Revision der Renewable Energy Directive (RED II) festgelegt wird«, so die Funktionärin. »Zusätzlich werden 60 Mio. Tonnen CO2 reduziert, und die gesetzten Klimaziele sind aus unserer Sicht zu erreichen, wenn technologieoffen diskutiert wird, also eFuels mitgedacht werden.«
Der für die Gewinnung synthetischer Kraftstoffe erforderliche Ausbau der erneuerbaren Energien steht allerdings in Konkurrenz zu den Ausbauzielen für die reine Stromerzeugung. Daher schlägt die eFuel Alliance vor, zwar so viel wie möglich der benötigten erneuerbaren Energie in Europa zu produzieren, parallel jedoch Partnerschaften mit außereuropäischen Staaten einzugehen. Womit dann allerdings neue Abhängigkeiten einhergehen.
Bild: eFuel Alliance