Assistenzsysteme, schlüssellose Zündung oder Bluetooth-Konnektivität – moderne Motorräder sind vollgepackt mit Elektronik. All diese digitalen Systeme müssen untereinander oder mit dem Fahrer kommunizieren. Und genau dort liegt die Schwachstelle. Denn Kriminelle haben längst zahlreiche Möglichkeiten entdeckt, wie sie die neuen Technologien für ihre Zwecke manipulieren können. Bekanntestes Einfallstor sind die immer häufiger verwendeten Funkschlüssel. Bereits mit einem einfachen selbst gebauten Funkverstärker lassen sich die Lenkung entriegeln, die Zündung einschalten und der Motor starten.
Auch die Daten auf mit dem Fahrzeug verbundenen Smartphones sind lohnende Objekte für Cyberkriminelle. Aus dem Automobilbereich wird zudem von kompletten Fahrzeugübernahmen inklusive Lösegeldforderung berichtet. Als Worst-Case-Szenario ist ein Anschlag auf den Fahrer über eine Manipulation der elektronisch gesteuerten Bremsanlage durchaus denkbar.
Diese neuen Bedrohungen hat die UNECE, die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa, auf den Plan gerufen. Normungsexperten haben den Cybersicherheitsstandard UNECE/R155 für Kraftfahrzeuge entwickelt, in dem Mindestanforderungen an die Cybersicherheit festgelegt sind. Alle Fahrzeuge, die ab Juli 2022 in der Europäischen Union eine Typzulassung erhalten sollen, müssen der neuen Norm genügen.
Als erstes Cyber-sicheres Motorrad wurde nun das elektrisch angetriebene Modell NUUK Cargopro zertifiziert, nachdem es den sogenannten EUROCYBCAR-Test bestanden hat. Doch damit wird der Wettlauf zwischen den Entwicklern von Sicherheitstechnologien und Cyberkriminellen sicher noch lange nicht zu Ende sein.