Harley-Davidson CEO Jochen Zeitz

Jochen Zeitz tritt ab

Harley sucht neuen Chef

Jochen Zeitz, CEO des Motorradherstellers Harley-Davidson, möchte sich im Laufe dieses Jahres zur Ruhe setzen. Bis ein Nachfolger gefunden ist, wird der 62-jährige Deutsche seine Funktion jedoch weiter ausüben.

Nach fünf Jahren im Amt möchte sich Harley-CEO Jochen Zeitz gerne im Laufe dieses Jahres in den Ruhestand verabschieden. Die Motor Company hat bereits im letzten Quartal 2024 eine Personalagentur mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt. Um die Kontinuität im Management zu gewährleisten, wird Zeitz so lange weitemachen, bis der neue CEO installiert ist.

Zahlreiche Herausforderungen

Den oder die Neue erwartet keine einfache Aufgabe. Im Zuge des aktuellen Zollstreits ist Harley-Davidson erneut ins Visier der EU geraten. Die verhängten Einfuhrzölle dürften zu massiven Preiserhöhungen oder drastisch geschmälerten Margen führen. Und auch sonst sind zahlreiche Probleme, die Zeitz bei seinem Amtsantritt vorfand noch lange nicht gelöst.

Die potenzielle Kundschaft ist hoffnungslos überaltert, verschiedene Offensiven, jüngere Motorradfahrer mit neuen Modellen zu erreichen, brachten nicht den erhofften Erfolg. Und auch in Sachen Elektromobilität lässt der Durchbruch auf sich warten. Die E-Sparte wurde unter Zeitz‘ Ägide als eigenständiges Unternehmen LiveWire ausgegliedert und an die Börse gebracht. Die neue Elektromotorradplattform Arrow, auf der die aktuellen S2-Modelle basieren, half zwar, die Kosten zu senken, die Nachfrage bleibt jedoch weiterhin hinter den Erwartungen zurück.

Besser lief es im Stammsegment mit großen Tourern. Die neuen Modelle Street Glide und Road Glide werden stark nachgefragt, was der Traditionsmarke zusätzliche Marktanateile bescherte – allerdings nur auf dem Heimatmarkt USA.

Im Clinch mit der Community

Und auch in Sachen Unternehmenskultur lief nicht alles rund in den vergangenen fünf Jahren. Harley wollte sich moderner präsentieren und führte eine DEI-Agenda (Diversity Equity and Inclusion) ein. Vor dem Hintergrund des sich wandelnden gesellschaftlichen Klimas sah sich das Unternehmen jedoch gezwungen, sämtliche DEI-Programme zu suspendieren, da die Gefahr bestand, die Stammkundschaft nachhaltig zu vergraulen.

Auch die Verlagerung der Fertigung bestimmter Modelle nach Asien als Reaktion auf die EU-Zölle sorgte für böses Blut in der Community. Harley versprach schließlich, die Fertigung in Thailand werde keinen Einfluss auf die Beschäftigung in den US-amerikanischen Werken haben, zudem würden Kernmodelle wie Tourer, Trikes und die Softail-Reihe weiterhin im Stammwerk montiert.

Dicke Bretter

Die zahlreichen ökonomischen wie kulturellen Herausforderungen lassen die Leitung von Harley-Davidson derzeit nicht als Traumjob erscheinen. Es könnte sein, dass Jochen Zeitz noch eine Weile in Milwaukee gebraucht wird.

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