Kleinmüll an den Straßen

9000 Euro Entsorgungskosten pro Kilometer

Immer mehr Müll an den Straßen

Müll entlang der Straßen wird in Deutschland immer mehr zum Problem. Dabei geht es nicht nur um illegale Abfallentsorgung im großen Stil. Auch die Beseitigung von unbedarft weggeworfenem Kleinmüll verursacht jährlich Kosten in dreistelliger Millionenhöhe.

Es gibt wohl kaum einen Motorradfahrer, dem nicht schon mal eine aus dem vorausfahrenden Auto geschnippte Zigarettenkippe um den Helm geflogen ist. Was für den einzelnen ärgerlich und im Extremfall gefährlich ist, ist Ausdruck einer immer weiter um sich greifenden Unsitte: Abfälle werden unterwegs »entsorgt«, wo man gerade ist: Auf den Rastplatz geworfen oder eben einfach aus dem Autofenster geschmissen.

Bequemlichkeit, Faulheit und Gleichgültigkeit – das sind laut einer Studie der Humboldt-Universität zu Berlin die Hauptgründe für das achtlose Wegwerfen von sogenanntem Klein- bzw. Kleinstmüll. Dies gilt ebenfalls für all den Abfall, der jeden Tag von Autopassagieren aus dem Fenster geworfen wird. Seien es Zigarettenkippen, Kaffeebecher, Snackverpackungen oder Ähnliches – Deutschlands Straßen werden besonders von Urlaubsreisenden immer rücksichtsloser als Müllkippe missbraucht.

Auch organische Abfälle belasten die Umwelt

Der Trend ist besonders an Autobahn-Parkplätzen und rund um Fastfood-Betriebe unübersehbar. Der öffentlichen Raum wird durch meist kleinteilige Abfälle wie Einwegbecher oder Einwegverpackungen zugemüllt.

Der widerrechtlich weggeworfene Abfall verursacht inzwischen große Belastungen für Umwelt und Natur. Und die währt meist erheblich länger, als viele Umweltsünder annehmen. Selbst organische Abfälle zerfallen nicht von heute auf morgen. So benötigt etwa eine Bananenschale drei Jahre für ihre vollständige Zersetzung. Sie stellt damit allerdings eher noch eine »Kurzzeitbelastung« dar. Denn der Zerfallsprozess bei einem Kaugummi dauert fünf Jahre, bei einer Zigarettenkippe sieben Jahre, bei Plastikflaschen bis zu 1000 und bei Glas bis zu 4000 Jahre, wie Experten warnen. Wenn der auf die Straße geworfene Abfall also nicht weggeschafft würde, sammelten sich dort wachsende Müllberge.

Müllsündern drohen Bußgelder

Die Problematik hat inzwischen den Gesetzgeber auf den Plan gerufen, der die Strafen für das Wegwerfen von Müll aus dem Auto spürbar erhöhte. So kann, wer Müll aus dem Autofenster wirft, in Deutschland je nach Bundesland verschieden streng bestraft werden. Da reicht die Skala von fünf bis 10 Euro in Mecklenburg-Vorpommern für das Wegwerfen einer Zigarettenschachtel oder in Hamburg bis zu 1000 Euro für das Ausleeren von Aschenbechern oder das Wegwerfen von Glas. Wer in Baden-Württemberg Zigarettenschachteln und -kippen, Kaugummi oder Verpackungsmaterial unterwegs aus dem Auto wegwirft, kann mit Bußgeldern zwischen 50 und 250 Euro belangt werden. In Bayern kostet eine weggeworfene Zigarettenschachtel 20 Euro, in Nordrhein-Westfalen 10 bis 25 Euro und im Saarland 10 bis 100 Euro.

Entsorgungskosten in dreistelliger Millionenhöhe

Wem diese Bußgelder möglicherweise zu hoch erscheinen, der sollte sich vergegenwärtigen, dass nach Berechnungen der TU Darmstadt die Kosten für die Beseitigung von illegal weggeworfenem Abfall hierzulande pro Kilometer Land- und Bundesstraße bei rund 9000 Euro liegen. Bei 12.800 Autobahnkilometern in Deutschland bedeutet dies rund 115 Millionen Euro extra. (aum)

Foto: Autoren-Union Mobilität/Goslar Institut

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