Im vergangenen Dezember trat eine Neuregelung der Befahrbarkeit von Wald- und Forstwegen in Italien in Kraft und sorgte für große Aufregung in der Enduroszene. Nach strenger Lesart des Gesetzes wäre ein Befahren von Wegen mit einer Breite von weniger als zweieinhalb Metern nicht mehr möglich. Und das nicht nur für Kraftfahrzeuge, sondern auch für Fahrräder. Entsprechende Wege wären damit ausnahmslos für den Forstbetrieb reserviert.
Kein Wunder, dass die Gesetzesänderung im offroadbegeisterten Italien einen Sturm der Entrüstung hervorrief. Die gemeinsamen Proteste von Confindustria ANCMA (Nationaler Verband der Hersteller von Fahrrädern, Motorrädern und Zubehör) und FMI (Italienischer Motorradverband) scheinen nun Gehör gefunden zu haben.
Die ANCMA hat soeben eine Stellungnahme des Legislativbüros des Ministeriums für Agrar-, Ernährungs- und Forstpolitik zu den Bestimmungen des umstrittenen Dekrets veröffentlicht. Darin heißt es: »Das Dekret [...] kann (und will) keine neuen oder restriktiven Regelungen bezüglich [...] der Befahrbarkeit oder Nutzbarkeit von Waldwegen einführen; auch kann es keine Sperrwirkung auf die Möglichkeit der Organisation von Freizeitsportaktivitäten in Waldgebieten haben«.
FMI-Präsident Giovanni Copioli dankte den Ministerialen für die motorradfreundliche Auslegung des Dekrets und sagte: »Ich hoffe wirklich, dass diese Auslegung bei den Regionen auf positive Resonanz stößt und dass alle Zweifel, die von den regionalen Behörden geäußert wurden, […] ausgeräumt werden und dass alle Hindernisse, die uns in den Weg gelegt wurden, endlich beseitigt werden. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass Sport- und Ausflugsveranstaltungen ein wichtiges Moment der Werbung für die Gebiete sind, in denen sie stattfinden«.
Nach dieser offiziellen Auslegung scheint – typisch italienisch – ein von den Buchstaben her sehr strenges Gesetz in der Praxis keine Relevanz zu haben.
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