Malaguti wird 90

Wechselvolle Geschichte

Malaguti wird 90

Die italienische Traditionsmarke Malaguti kann heuer ihr 90-jähriges Bestehen feiern. Doch bevor es unter Regie der österreichischen KSR Group zuletzt in ruhigeres Fahrwasser ging, steuerte das Unternehmen durch viele Höhen und Tiefen.

Im Jahr 1930 gründete Antonio Malaguti in Bologna eine Fabrik für Fahrräder, die später um die Produktion kleinvolumiger Krafträder erweitert wurde. Nach einem Produktionsstopp während des Krieges nahm das Unternehmen die Fertigung in der frühen Nachkriegszeit wieder auf.

In den späten 1950er Jahren diversifizierte Malaguti wie das benachbarte Unternehmen Ducati sein Portfolio auf zahlreiche mechanische Produkte wie etwa Waschmaschinen.

In den 1960er Jahren folgte Malaguti dem Trend und fertigte auch Motorroller, die weltweit abgesetzt wurden. Besonders erfolgreich war der 50-Kubik-Scooter Saigon, der während des Vietnamkrieges in großer Stückzahl in das südostasiatische Land exportiert wurde.

Zwischen 1966 und 1968 wurde die Malaguti Saigon in großer Stückzahl nach Vietnam exportiert.

Während der Ölkrise in den 1970er Jahren erlebte die Marke einen kurzfristigen Boom, als in den USA der Bedarf an spritfahrenden Fahrzeugen in die Höhe schnellte. Nach Ende des OPEC-Embargos brach die Nachfrage in Übersee jedoch rasch wieder ein und Malaguti musste sich auf den Heimatmarkt konzentrieren.

Als eine der wenigen überlebte die Marke das große Sterben der italienischen Mopedhersteller in den 1980er Jahren. In der folgenden Dekade konnte sich Malaguti beim Absatz von Mopeds und Scootern auf Rang drei hinter Piaggio und Aprilia etablieren.

Ende 2004 sorgte eine Änderung der staatlichen Subventionspolitik für eine weitere Pleitewelle unter den italienischen Moped- und Rollerherstellern. Hinzu kam der Druck durch billige Importe aus Fernost. Malaguti konnte sich dennoch behaupten und blieb weiter in Familienbesitz. Mit der Auftragsfertigung von Motorrädern für andere Marken wie beispielsweise die Yamaha XT 125 wurden kurzfristig zusätzliche Erlösquellen erschlossen.

Doch die Krise vieler Motorradhersteller in den Nullerjahren ging auch an Malaguti nicht vorbei. Mit einem innovativen Hybridroller für die Abgasgeplagten italienischen Innenstädte wollte der Traditionshersteller der negativen Geschäftsentwicklung entgegenwirken. Das Fahrzeug sollte hauptsächlich elektrisch fahren, ein kleiner Verbrennungsmotor wurde nur aktiviert, wenn der Ladezustand der Batterie einen kritischen Wert unterschritt. Doch der auf der EICMA 2009 gezeigte Prototyp ging nie in Serie, der erwünschte Befreiungsschlag blieb aus. Ebenso blieb die Suche nach einem Investor erfolglos, so dass Malaguti 2011 die Produktion einstellen musste.

Die Malaguti Drakon soll Ende 2020 auf den Markt kommen.

Im Jahr 2018 erwarb die österreichische KSR Group die Markenrechte. Unter dem traditionsreichen Label Malaguti vertreibt KSR heute eine breite Modellpalette zeitgemäß designter kleinvolumiger Motorräder und Roller. Zum 90-jährigen Jubiläum gibt es zwei Sondereditionen: Vom Scrambler Monte Pro 125 sowie vom Scooter Madison 300.

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