Designer und Visionär

Massimo Tamburini verstorben

Im Alter von 70 Jahren ist der italienische Motorrad-Designer Massimo Tamburini verstorben. Tamburini war Mitbegründer von Bimota und Schöpfer von Design-Ikonen wie Ducati 916 und MV Agusta F4.

Schon als Junge war Massimo Tamburini von Motorrädern fasziniert. Seine Mutter soll darüber gar nicht glücklich gewesen sein und die »Besessenheit« des kleinen Massimo beklagt haben. So ist es zumindest überliefert. Mehr weiß man über Tamburinis weiteren Werdegang.

Nach einer Ausbildung an einer Technikerschule in Rimini machte sich der junge Tamburini im Heizungsbau selbständig. Ein Besuch beim Weltmeisterschaftslauf in Monza 1961 brachte dann die berufliche Wende. Inspiriert vom Vierttaktsound von Povinis MV Agusta, beschloss Tamburini, sein Talent künftig voll und ganz den Motorrädern zu widmen.

Erste erfolgreiche Arbeiten als Tuner hatte er da schon vorgelegt. Eine von Tamburini überarbeitete 600er MV erlangte landesweite Berühmtheit. Eine MV Agusta 750 Sport von 1971 mit selbstgeschweißtem Rahmen gilt als sein erster eigenständiger Designentwurf.

Zwei Jahre später gründete Tamburini gemeinsam mit Valerio Bianchi und Giuseppe Morri Bimota. Der Firmenname ist ein Akronym aus den jeweils ersten zwei Buchstaben der Nachnamen der Gründer. Als Firmenphilosophie galt fortan der unbescheidene Anspruch, das Motorrad der Zukunft zu bauen. Tamburini formulierte seine Vorstellung vom perfekten Bike so »… eine 750er mit der Leistung einer 1000er und dem Gewicht einer 500er«.

1985 verließ Tamburini Bimota, die Firma steckte immer wieder in finanziellen Schwierigkeiten. Nach einer kurzen Episode im Grand-Prix-Sport wechselte der mittlerweile weltbekannte Designer zur Cagiva-Gruppe von Claudio Castiglioni, der gerade Ducati gekauft hatte. In der Folge arbeitete Tamburini sowohl für Cagiva als auch für Ducati. Mit der Paso 750 gelang es ihm, die Vollverkleidung im Mainstream zu etablieren. Auch die Underseat-Auspuffanlage und das Doppelaugen-Design, in den neunziger Jahren revolutionäre Ansätze, werden Tamburini zugeschrieben.

Als eine seiner wichtigsten Arbeiten gilt das zeitlose Design der Ducati 916.

Nach dem Verkauf von Ducati durch die Castiglionis im Jahr 1996 blieb Tamburini bei Cagiva. Für die zur Gruppe gehörende Marke MV Agusta schuf er Ikonen wie die F4. Mit diesem Fahrzeug schaffte es Tamburini, nicht nur als Designer von Weltrang, sondern auch als Künstler Anerkennung zu finden. Das New Yorker Guggenheim Museum of Modern Art kaufte eine F4 an.

Bei allem Perfektionismus im Design war für Tamburini die optimale Performance des Motorrades stets wichtigstes Kriterium. Auch der geringste technische Kompromiss zugunsten des Erscheinungsbildes wäre für ihn undenkbar gewesen. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2008 leitete er das gemeinsame Design- und Entwicklungszentrum CRC von Cagiva und MV Agusta in San Marino. Seine letzte Arbeit war die Gestaltung der MV Agusta F3.

Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb Massimo Tamburini am 5. April in seiner Heimatstadt Rimini. Mit ihm verliert die Motorradwelt nicht nur einen ihrer kreativsten Köpfe, sondern auch einen visionären Vordenker.

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