Pionierleistung von Many / Pattara

Mit dem Motorrad: China individuell

Ohne staatlich verordneten Aufpasser einfach dorthin reisen, wo es gerade interessant erscheint – was für Motorradreisende in China bislang unmöglich war, ist den Langzeitreisenden Christopher Many und Laura Pattara ganz legal gelungen.

Individualismus ist in autokratischen Systemen stets suspekt. Und so war es auch in China bis zum Februar 2013 für Ausländer ohne Wohnsitz im Land illegal, selbständig mit dem Privatfahrzeug zu reisen.

Neben einem enormen bürokratischen Aufwand, der für die Beschaffung eines chinesischen Führerscheins, eines Kennzeichen sowie TÜV-Prüfung des Fahrzeugs bewältigt werden musste, war ein offiziell akkreditierter »Guide« – vulgo Aufpasser – obligatorisch.

Und dieser kam die Reisenden mit mindestens 80 Euro am Tag teuer zu stehen. Entweder saß der staatlich verordnete Begleiter mit im Reisefahrzeug oder – da Motorradfernfahrer selten einen Sozius mitnehmen können – fuhr mit einem kostenpflichtigen Mietwagen vorweg. So konnte eine 30-tägige Transitreise durch China, je nach Gruppengröße der Tour, schnell mal 10.000 Euro kosten. Dazu kamen noch die Hotelübernachtungen und Restaurantrechnungen für einen Monat, da nur wenige Guides bereit waren, wild zu zelten und auf dem Campingkocher ihr Essen selbst zuzubereiten.

  Die Schönheiten Chinas für Individualreisende »erfahrbar« machen, lautet die Vision von Laura Pattara und Christopher Many.Christopher Many und Laura Pattara, schon seit mehr als zwei Jahren mit dem Motorrad unterwegs, wollten sich mit dem Status Quo nicht abfinden. Sie glaubten fest an die Möglichkeit, China selbständig zu bereisen. Nach 18-monatiger Korrespondenz mit chinesischen Behörden sowie persönlicher Vorsprache bei zahlreichen chinesischen Botschaften auf der Route, entdeckten die beiden eine wenig bekannte Gesetzesänderung aus dem Februar 2013: Ein chinesischer Führerschein und ein Kennzeichen seien nach wie vor für ausländische Overlander Pflicht, der »Guide« – außer für Tibet – allerdings nicht mehr. Nicht einmal die vielen chinesischen Reiseveranstalter wussten davon. Beharrlich wiesen Christopher Many und Laura Pattara in ihren E-Mails an die Chinesen auf das für viele noch unbekannte Gesetz hin. Ihre Arbeit zahlte sich aus: Nach einigen Absagen fanden sie ein Unternehmen, das lediglich beim Grenzübertritt half aber nicht darauf bestand, einen Guide zu stellen.

  Schon zwei Jahre on the road: Laura und Christopher.»Der Führerschein, das Kennzeichen, eine Motorradversicherung für 60 Tage sowie Dokumente zahlreicher weiterer Behörden kosteten immer noch 1.200 Euro für vier Provinzen. Insgesamt kamen wir auf einen Preis von insgesamt 2000 Euro für uns beide. Dafür hatten wir 60 Tage lang die Gelegenheit, dieses wunderbare Land ohne Beschränkungen oder Guide zu besichtigen. Nur eine ungefähre Route mussten wir zuvor angeben», resümiert Laura Pattara. »Und bei keiner einzigen Polizeikontrolle hatten wir Probleme. Im Gegenteil: Es schien uns so, als ob sich alle freuten, endlich selbständige Fahrzeugreisende im Land zu sehen!«, so die erfahrene Weltreisende weiter. »Wichtig für uns war, dass alles auf legalem Wege abläuft.« ergänzt Christopher Many. Illegal haben schon einige Europäer China ohne Guide durchquert. Etwa indem sie ihre Motorräder zerlegt in einem Lkw aus Kirgisien eingeschmuggelt haben. Oder sie haben die Bikes per Bahn aus Kasachstan oder der Mongolei unter der Hand ins Land gebracht. Andere haben eine Tour mit Guide gebucht, sind aber, sobald sie den chinesischen Führerschein hatten, einfach schnell davongefahren. Solche Aktionen mögen im Nachhinein den Stoff für »Heldengeschichten« abgeben, einige Reisende sind durch solche Machenschaften in China aber auch im Gefängnis gelandet. Auch wenn Gesetze im Reiseland unsinnig erscheinen mögen, billigen Laura und Christopher solches Verhalten nicht. »Mit solchen illegalen Machenschaften ist der Fernreise-Community nicht geholfen – ganz im Gegenteil. Es kann dann geschehen, dass manche Länder ihre Gesetze noch verschärfen. Wir wollten aber eine „Lockerung“ bewirken, damit zukünftige Reisende mit mehr Freiheiten um die Welt reisen können. China ist vorsichtig und öffnet sich nur langsam. Da aber durch unserer Fahrt zumindest eine chinesische Tourfirma gesehen hat, dass individuelles Reisen im Land unproblematisch ist und angeboten werden kann, ziehen andere sicher bald nach!«, gibt sich Many optimistisch. Weitere Informationen


Bücher von Christopher Many

Das Buch zur aktuellen Reise Hinter dem Horizont rechts wird im Laufe des Jahres 2016 im Delius Klasing Verlag erscheinen.
Bereits verfügbar ist Manys Bericht über eine achtjährige Weltreise mit dem Land Rover Hinter dem Horizont links. Info

Buch von Laura Pattara

Laura Pattara hat ihre Erfahrungen in einem Ratgeber für Reisende zusammengefasst, dem Pocketguide für Globetrotter. Info

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