Die jüngsten Zahlen des Industrieverbands Motorrad (IVM) zeichnen ein erfreuliches Bild des deutschen Motorradmarktes im Oktober 2020. So hält der Höhenflug der 125er Leichtkrafträder und -roller fast ungebrochen an. Über 170 Prozent betrug das Absatzplus in diesem Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat bei den Rollern. Mit 103 Prozent fiel das Plus bei den Leichtkrafträdern ebenfalls kräftig aus. Die durch die neue Führerscheinoption A1-in-B generierte Nachfrage scheint also noch nicht erschöpft zu sein.
Ganz ohne Sondereffekte können die Krafträder über 125 Kubik ein Plus von gut 33 Prozent verbuchen. Damit hat sich die Zuwachsrate gegenüber den letzten drei Monaten zwar etwas abgeschwächt, dürfte bei der Händlerschaft aber dennoch für gute Laune sorgen. Denn aufs bisherige Jahr gesehen, bleibt trotz der Corona-Delle im März und April noch ein kräftiges Absatzplus von fast neun Prozent.
Und last but not least fanden gut 17 Prozent mehr Kraftroller einen Käufer als im Oktober 2019.
Räumlich unterschiedliche Verteilung
Interessant ist der Blick auf die räumliche Verteilung der Verkäufe bei den Krafträdern über 125 Kubik. In den klassischen Motorradländern Baden-Württemberg und Bayern sind die Zuwachsraten im Oktober einstellig. In Bayern liegen sie gar unter einem Prozent, nachdem sie in den vergangenen Monaten sogar rückläufig waren. Zuwächse konnten vor allem Länder mit niedrigem Fahrzeugbestand verbuchen. Im Norden, vor allem aber im Osten, der Republik haben sich besonders viele Kunden für den Kauf eines neuen Motorrades entschieden.
BMW weiter dominant
Unangefochtener Spitzenreiter was die Marktanteile bei den Motorrädern angeht, bleibt BMW mit 20,8 Prozent. Allerdings haben die Münchener trotz geringfügig gestiegener Auslieferungen im gewachsenen Markt Anteile eingebüßt. Auf Rang zwei folgt KTM mit 12,1 Prozent; die Österreicher konnten ihre Auslieferungen gegenüber 2019 um fast 15 Prozent verbessern. Mit 12,1 Prozent knapp hinter KTM rangiert Honda, gefolgt von Kawasaki (11,8 %). Mit Yamaha (9,8 %) beginnt die einstellige Zone.
Die beliebtesten Motorräder Januar bis Oktober 2020*
Rang | Hersteller | Modell | Stückzahl |
---|---|---|---|
1 | BMW | R 1250 GS | 8.392 |
2 | Kawasaki | Z 900 | 3.645 |
3 | Yamaha | MT-07 | 3.007 |
4 | Kawasaki | Z 650 | 2.888 |
5 | KTM | 690 SMC | 2.251 |
6 | KTM | 790 Duke | 2.194 |
7 | KTM | 390 Duke | 2.059 |
8 | Yamaha | Ténéré 700 | 2.023 |
9 | Honda | CMX 500 Rebel | 1.967 |
10 | Honda | CRF 1100 Africa Twin | 1.699 |
* > 125 Kubikzentimeter |
Leistung ist gefragt
Nach wie vor verkaufen sich Motorräder mit mehr als 73 Kilowatt am besten. Fast 43 Prozent aller Verkäufe fielen im Oktober 2020 in dieses Leistungsklasse. Was allerdings nicht besonders erstaunlich ist, da unter anderem das besonders gefragte Segment der Adventure Bikes fast durchweg mit PS-Zahlen jenseits der Hundert unterwegs ist. An zweiter Stelle bei der Beleibtheit steht das Segment von 38 bis 57 kW, für das sich fast jeder fünfte Käufer entschied. Die Mittelklasse ist ja auch mit Modellen wie Yamaha MT-07, Kawasaki Z 650, Yamaha Ténéré 700 und den fetten Eintöpfen von KTM und Husqvarna derzeit besonders attraktiv bestückt.
Euro-4-Modelle dürfen auch 2021 verkauft werden
Druck von den Händlern hat die Entscheidung des Europaparlaments genommen, den Verkauf von bereits produzierten Euro-4-Motorrädern auch 2021 noch zu gestatten. Damit dürften die befürchteten Rabattschlachten ausbleiben, was so manchem Händler eine auskömmlichere Marge bescheren wird.