Claudio Castiglioni (1947–2011) zählt zu den wichtigsten Motorradunternehmern nicht nur Italiens sondern weltweit. Sein Motorradimperium, zu dem in besten Zeiten ikonische Marken wie Ducati, Husqvarna und MV Agusta gehörten, setzte in den 1980er Jahren international Trends in Sachen Technik und Motorraddesign.
Claudio Castiglioni gründete 1978 gemeinsam mit seinem Bruder Gianfranco Cagiva. Nachdem zunächst nur Motorräder mit kleinem Hubraum gebaut wurden, benötigte Castiglioni für schwerere Maschinen einen Motorenlieferanten. Die Wahl fiel auf den seinerzeit schwer angeschlagenen Hersteller Ducati. Nach einer Phase der Technologiepartnerschaft übernahm Castiglioni schließlich die Motorradsparte des renommierten Herstellers und begann mit der Sanierung. Sukzessive erwarb Castiglioni weitere historische Motorradmarken wie Husqvarna, Moto Morini und auch MV Agusta.
Unglaublich schöne und technologisch innovative Motorräder wie die MV Agusta F4 oder die Ducati 916 entstanden unter seiner Ägide. Auch räumten die Maschinen aus Castiglionis Imperium unzählige Motorsporttitel ab – vom Straßenrennsport über Motocross bis hin zur Rallye Dakar.
Was dem Firmenkonglomerat jedoch fehlte, war eine nachhaltige Business-Strategie. Bereits Mitte der 1990er Jahre musste sich Castiglioni von Ducati trennen, 2007 ging Husqvarna an BMW, MV Agusta gehört heute einem russischen Investmentfonds und Moto Morini einem chinesischen Hersteller.
Nichtsdestotrotz gilt Claudio Castiglioni als einer der größten Visionäre der Motorradindustrie. MV Agusta hat dem Zweiradbegeisterten mit einem Sondermodell der F4 nun eine Hommage gewidmet.