75 Jahre MV Agusta

Edelschmiede und Weltmeistermarke

MV Agusta wird 75

Der italienische Motorradhersteller MV Agusta feiert heuer sein 75-jähriges Jubiläum. Ein Blick zurück auf eine Firmengeschichte voller Höhen und Tiefen.

Am 19. Januar 1945, der Krieg war in Italien so gut wie vorbei, gründete die Familie Agusta in Cascina Costa, in der Nähe des heutigen internationalen Flughafens Malpensa (Mailand) ,die Meccanica Verghera Srl. Der Bau von Flugzeugen, einst das Hauptgeschäft der Agustas, war auf absehbare Zeit kein tragfähiges Geschäftsmodell mehr. Also verlegte man sich auf motorisierte Zweiräder.

Erstes Modell war eine Maschine mit knapp 100 Kubikzentimetern, die MV98, die auf der Mailänder Messe 1947, einem Vorläufer der EICMA, gezeigt wurde.

Das goldene Zeitalter

Als Motorsportfan war Firmenchef Graf Domenico Agusta daran gelegen, seinen Produkten ein sportliches Image zu verleihen. Mit großem Geschick wählte er die talentiertesten Fahrer aus, die der Marke zu insgesamt 37 Weltmeisterschaftssiegen verhalfen. Die Liste der Werksfahrer liest sich wie ein Who-is-who der Rennsportelite der 1950er bis 1970er Jahre. Auf Franco Bertoni folgten Arcisio Artesiani, Carlo Ubbiali, Leslie Graham, Cecil Sandford, Fortunato Libanori, John Surtees, Mike Hailwood, Gianfranco Bonera, Giacomo Agostini und Phil Read.

Etwa zeitgleich mit dem Tod Domenico Agustas im Jahr 1971 war nicht nur der Zenit der sportlichen Erfolge erreicht, auch wirtschaftlich geriet das Unternehmen immer mehr in Schieflage. Im Jahr 1980 wurde die Motorradfertigung komplett eingestellt.

Die MV98 war das erste Modell von MV Agusta.
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Carlo Ubbiali, Werksfahrer von 1953 bis 1960, holte für MV Agusta acht Weltmeistertitel.
Cecil Sandford holte in seinem ersten Jahr bei MV Agusta den ersten WM-Titel für die Marke.
Graf Domenico Agusta (v.) und Leslie »Les« Graham (2. v.l.)
John Surtees startet zwischen 1956 und 1960 in mehreren Klassen für MV Agusta. Er holte für die Italiener einen Sieg bei der Tourist Trophy und 7 WM-Titel.
Mike Hailwood, Werksfahrer von 1962 bis 1965, errang vier Weltmeistertitel für MV Agusta.

  75 Jahre MV Agusta

Die erste Ära Castiglioni

Einen Neustart erlebte MV Agusta im Jahr 1992 als Cagiva unter der Leitung von Claudio Castiglioni die Marke erwarb. Die Fertigung wurde an den heutigen Standort in Schiranna bei Varese verlegt. Der 750er Vierzylinder F4, war das erste Motorrad der neuen Ära. Neben Superbikes wurde in Varese auch das Konzept des Naked Bikes maßgeblich mitentwickelt.

Im Jahr 2008 verkaufte Castiglioni die MV Agusta Group (MVAG) an den amerikanischen Motorradhersteller Harley-Davidson. Designchef Massimo Tamburini, der auch für die F4 verantwortlich zeichnete, verließ Ende 2008 das Unternehmen.

Amerikanisches Intermezzo

Nachdem Harley nun selbst in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, kaufte Claudio Castiglioni das Unternehmen bereits im Sommer 2010 von Harley-Davidson für den symbolischen Preis von einem Dollar zurück.

Exklusivität und neue Märkte

Nur ein Jahr später verstarb Claudio Castiglioni im August 2011. Sein Sohn Giovanni übernahm die Leitung des Unternehmens und suchte neue Wege, um die Reichweite und die Attraktivität der Marke weiter zu erhöhen. Dazu zählen Partnerschaften mit Weltklassemarken wie Pirelli oder dem Formel-1-Champion Lewis Hamilton.

Giovanni Castiglioni steht aber auch für eine Schärfung des Markenimages durch ebenso radikale wie exklusive Motorradkonzepte wie dem Naked Bike Brutale und der F3, einem kompromisslosen Supersportler im mittleren Hubraumsegment. Mit der Turismo Veloce öffnete Castiglioni die Marke hin zum attraktiven Touringsegment.

Russischer Relaunch

Trotz aller Bemühungen konnte MV Agusta nicht aus eigener Kraft weiterbestehen. Nach einem kurzen Intermezzo mit einer Beteiligung der Mercedes-Tochter AMG kam 2017 frisches Kapital vom Investmentfond Black Ocean der russischen Unternehmerfamilie Sardarov erwarb zunächst die 25 Prozent der von AMG gehaltenen Anteile und übernahm schließlich sämtliche Anteile. Timur Sardarov übernahm die Position des CEO von Giovanni Castiglioni, der heute als President fungiert und das operative Geschäft leitet.

Die neuen Eigentümer planen, die Produktpalette vorsichtig um neue Motorradtypen zu erweitern, ohne den Premiumanspruch preiszugeben. Langfristiges Ziel ist, einen jährlichen Output von 10.000 Motorrädern zu erreichen.

Ebenso soll das Vertriebsnetz ausgebaut und der Service verbessert werden, um langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen.

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