Ein Ducati-V2 ohne Desmodromik? Das ist in etwa so wie Weihnachten ohne Baum. Und dennoch hat der italienische Hersteller den Schritt gewagt und sich bei der Konstruktion des jüngsten Zweizylinderaggregats von der ikonischen Zwangssteuerung der Ventile verabschiedet. Und dafür hatten die Ingenieure in Borgo Panigale gute Gründe. Die Desmodromik ist schwer, teuer – und nicht mehr nötig. Präzise Steuerzeiten bei hohen Drehzahlen lassen sich auch realisieren, wenn die Ventile einfach per Federkraft geschlossen werden. Deshalb hatte Ducati die für das Markenimage als Alleinstellungsmerkmal einst wichtige Desmodromik bereits beim Granturismo-V4 aussortiert. Und jetzt ist eben die V2-Reihe dran.
Mit komplett neuem V2-Motor
Neu: Ducati Panigale V2 und Streetfighter V2
Ducati hat einen komplett neuen Zweizylinder entwickelt, der auf die markentypische Desmodromik verzichtet. Zum Einsatz kommt das Aggregat zunächst in den Modellen Panigale V2 und Streetfighter V2.
Der neue Ducati-V2
Mit dem Nachfolger für die beiden Aggregate Testastretta mit 937 Kubik und Superquadro mit 955 Kubik hat Ducati ein echtes Kraftpaket geschnürt – und das, obwohl der Hubraum des neuen V2 mit 890 Kubikzentimetern deutlich unter den Werten des bekannten Materials liegt. Satte 120 PS liefert der Neue bei 10.750 U/min ab, sein maximales Drehmoment von 93,3 Newtonmetern erreicht er bei 8.250 U/min. Für die Fahrbarkeit wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass bereits ab 3.000 Umdrehungen stets über 60 Newtonmeter zur Verfügung stehen.
Neben dem Output lässt auch das Gewicht des neuen Ducati-V2 aufhorchen. 54,4 Kilo werden genannt. Damit unterbietet der Motor sogar noch den schlanken 800er Desmodue, der in der Scrambler-Reihe zum Einsatz, kommt um knappe sechs Kilogramm.
Das Thema Gewicht spielt auch eine zentrale Rolle bei den beiden Modellen, in denen der neue Ducati-V2 bereits im Einsatz ist.
Ducati Panigale V2 und Streetfighter V2, Modell 2025
Die neue Ducati Panigale V2 / Streetfighter V2
Mit einem Leergewicht von 176 Kilogramm unterbietet die Ducati Panigale V2 ihr Vorgängermodell um beachtliche 17 Kilo. Zu diesem Wert trägt allerdings nicht nur der neue Motor bei, auch andere Details wie etwa der nur vier Kilogramm schwere Monocoque-Rahmen der von Grund auf neu konstruierten Maschine haben ihren Anteil.
Umfangreiches Elektronikpaket
Wie beim Schwestermodell Streetfighter V2 stehen auch bei der Ducati Panigale V2 zahlreiche elektronische Assistenzsystem zur Verfügung, die die fahrdynamischen Daten von einer sechsachsigen Inertialplattform (IMU) beziehen. Das Elektronikpaket umfasst ein Kurven-ABS mit Slide-by-Brake-Funktion, Traktionskontrolle, Wheeliekontrolle, Schleppmomentregelung und den neuen Quickshifter.
Die vier Fahrmodi Race, Sport, Road und Wet erlauben eine Anpassung der Leistungscharakteristik, während gleichzeitig die Eingriffsintensität der elektronischen Systeme adaptiert wird.
Im Cockpit erwartet den Fahrer ein 5-Zoll-TFT-Display, dessen Benutzeroberfläche sich vierfach anpassen lässt.
Monocoque-Chassis mit einstellbaren Federelementen
Der leichte Monocoque-Rahmen nutzt den Motor als tragendes Element. Die Hinterradführung orientiert sich in ihrem Layout an der Hollow Symmetrical-Schwinge der Panigale V4, wobei sie bei der Streetfighter V2 um 30 Millimeter länger ausfällt als bei der Panigale V2, um dem unverkleideten Motorrad eine höhere Fahrstabilität zu verleihen. Bei den jeweiligen Standardausführungen stammt die Gabel von Marzocchi, während Kayaba das Federbein liefert. Die ebenfalls erhältlichen S-Versionen sind mit Material von Öhlins bestückt. In jedem Fall sind die Federelemente vorne wie hinten voll einstellbar.
Ab Ende Januar 2025 wird die neue Panigale V2 bei den Händlern stehen. Die neue Streetfighter V2 wird ab Ende März 2025 erhältlich sein. Beide Modelle gibt es auch in einer 35 kW-Version für Motorradfahrer mit dem A2-Führerschein.