Höchstgelegenes Motorradtreffen
Rückblick Stella Alpina
Das Motorradtreffen Stella Alpina genießt eine Sonderstellung unter den Zusammenkünften der Motorradreisenden. Es zählt nicht nur zu den dienstältesten Meetings, es ist auch das höchstgelegene in Europa und organisiert sich seit rund einem halben Jahrhundert fast von selbst.
Kein organisatorisches Drumherum, keine Werbung, keine Anmeldung, kein Programm: Wenn man ein Beispiel für sich selbst organisierende Systeme sucht, könnte man bedenkenlos auf das Motorradtreffen Stella Alpina verweisen. Einmal initiiert, ist die Zusammenkunft reisender Motoradfahrer zu einem Selbstläufer geworden.
Die Wurzeln der Veranstaltung reichen bis weit in die 1960er-Jahre zurück. Als sich der Turiner Trialist Mario Artusio und der britische Motorradjournalist Harry W. Louis bei ihren Schotterabenteuern in den Alpen zufällig begegneten, sprang der Funke zwischen den beiden Enthusiasten sofort über. Es entstand die Idee, ein Treffen am höchsten für Motorräder anfahrbaren Punkt Europas zu organisieren. Im Jahr 1966 war es dann soweit: Rund 200 Motorradfahrer aus aller Welt machten sich von Bormio auf, gemeinsam das – damals noch geschotterte – Stilfser Joch zu erklimmen. Ein großer Erfolg für die beiden Macher, der nicht zuletzt durch die Publikation in der von Louis geleiteten Motorradzeitschrift »The Motor Cycle« möglich wurde.
Bei aller Freude über das gelungene Debut wurde Artusio und Louis bald klar, dass sie mit dem Veranstaltungsort den höchsten erreichbaren Punkt der Alpen verfehlt hatten. So wurde das Stella Alpina (Deutsch: Edelweiß) genannte Treffen für das folgende Jahr auf eine Hochfläche unterhalb des 3000 Meter hohen Colle Sommeiller verlegt. Das ebene, einst als Feldflugplatz planierte Gelände, unterhalb des Talschlusses erwies sich als perfekte Location für das Motorradtreffen.
Seitdem entwickelte sich das Stella Alpina immer mehr zum Selbstläufer. Allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda verbreitete sich die Kunde von diesem einmaligen Event. Seit 1967 findet die Zusammenkunft immer am zweiten Wochenende im Juli statt. Programm gibt es keines, stattdessen die Möglichkeit, Motorradreisende aus aller Herren Länder vor einer der schönsten Kulissen Europas kennenzulernen.
Inoffizieller Höhepunkt ist die Auffahrt zum Colle, bei der es zahlreiche atemberaubende Spitzkehren auf einer schmalen, tief zerfurchten Piste zu bewältigen gilt. Während der Hillclimb in den vergangenen Jahrzehnten häufig an Eis und Schnee scheiterte, ist die Chance, den höchsten Punkt zu erreichen, in den letzten Jahren gestiegen. Wegen des Klimawandels ist die Piste immer früher schneefrei. Auch das scheint sich irgendwie selbst zu organisieren.
Fotos © touratech.fr