Section Control | Abschnittsweise Geschwindigkeitskontrolle

Modellversuch in Niedersachsen

Section Control soll Verkehrssicherheit erhöhen

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) unterstützt den vom niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius angekündigten Modellversuch zu der als »Section Control« bezeichneten Abschnittskontrolle zur Geschwindigkeitsüberwachung.

»Wir freuen uns sehr über die Entscheidung der niedersächsischen Landesregierung, die abschnittbezogene Geschwindigkeitsüberwachung zu testen. Überwachung ist kein Selbstzweck, sondern bietet Schutz für alle. Die Zeiten, in denen Rasen als Kavaliersdelikt angesehen wurde, sind vorbei«, sagt DVR-Präsident Dr. Walter Eichendorf.

Das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit sei eine der wesentlichen Ursachen für Verkehrsunfälle. Deshalb müsse die Überwachung gezielt verstärkt werden. Die Section Control könne die Verkehrssicherheit nachweislich erhöhen.

  Funktionsweise der abschnittsweisen Geschwindigkeitskontrolle.

So funktioniert die Section Control

Bei der sogenannten Abschnittskontrolle wird die Geschwindigkeit nicht nur an einem bestimmten Punkt gemessen, sondern in einem definierten Abschnitt, der sich über mehrere Kilometer erstrecken kann. Aus der ermittelten Fahrtzeit errechnet sich die Durchschnittsgeschwindigkeit jedes einzelnen Fahrzeugs. Auf diese Weise werden Geschwindigkeitsüberschreitungen streckenbezogen erkannt und erfasst. »Durch die Messung der Geschwindigkeit über einen längeren Abschnitt erhält man ein besseres Bild des jeweiligen Fahrverhaltens. Darüber hinaus entfällt das übliche Abbremsen und anschließende Beschleunigen im Bereich stationärer oder mobiler Punktmessungen. Section Control bietet die Möglichkeit, stark gefährdete Autobahnabschnitte ganz anders als bisher und wirkungsvoller zu überwachen. In Gefahrenbereichen wie zum Beispiel Unfallhäufungsstrecken, Tunnelanlagen oder Baustellen wird die Verkehrssicherheit effektiv erhöht«, erläutert Dr. Detlev Lipphard, Verkehrstechnik-Experte des DVR.

Positive Erfahrungen

Dieses Verfahren wird bereits erfolgreich in europäischen Nachbarländern eingesetzt. Nach Angaben des Europäischen Verkehrssicherheitsrates (ETSC) halbierten sich in Österreich auf einem Tunnelabschnitt der Donauuferautobahn in Wien seit Einführung der Section Control die tödlichen Unfälle. Unfälle mit Personenschaden gingen um ein Drittel zurück. Auch das Pilotprojekt auf zwei Autobahnabschnitten in der Schweiz brachte positive Ergebnisse für die Verkehrssicherheit: Die Anzahl der erfassten Geschwindigkeitsüberschreitungen durch Pkw sank um 30 bis 40 Prozent, der Verkehrsstrom wurde flüssiger. Bei Fahrzeugen, die mehr als zehn km/h zu schnell waren, wurde sogar ein Rückgang von bis zu 60 Prozent erreicht. In den Niederlanden wurden nach der Installation des Systems an einer Autobahn im Jahr 2002 nur noch 0,5 Prozent Geschwindigkeitsübertretungen registriert, die Zahl der Verkehrsunfälle sank dort um 47 Prozent.

Der DVR hatte sich bereits 2010 für die Einführung eines Modellversuchs zur Section Control ausgesprochen. Ein Jahr zuvor hatte der Deutsche Verkehrsgerichtstag ein solches Pilotprojekt in einem Bundesland empfohlen.

Section Control und Datenschutz

Kritiker sehen in der Abschnittkontrolle einen Eingriff in das Grundrecht auf »informationelle Selbstbestimmung«. Der DVR weist daher darauf hin, dass die erhobenen Daten ausschließlich für die Geschwindigkeitsüberwachung gespeichert werden dürfen. »Es ist technisch sicherzustellen, dass Daten zu Fahrzeugen, mit denen die Geschwindigkeit nicht überschritten worden ist, nach Abschluss der Messung sofort automatisch und spurenlos gelöscht werden«, so Lipphard. Zudem sollten die überwachten Streckenabschnitte mit gut sichtbaren Hinweisschildern angekündigt werden. Man sei beim DVR jetzt schon gespannt auf die Testergebnisse aus Niedersachsen. (dpp-AutoReporter)

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