Auf dem Weg zum vernetzten Fahren benötigen Kraftfahrzeuge künftig immer vielfältigere Daten. In diesem lukrativen Markt will auch TomTom mitmischen. Motorradfahrern ist das in den Niederlanden beheimatete Unternehmen als Hersteller von Navigationsgeräten (TomTom Rider) sowie als Lieferant digitaler Karten bestens bekannt.
Und genau auf diesen Karten gründet ein neues Geschäftsmodell für den OEM-Bereich. Zahlreiche zusätzliche geolokalisierte Inhalte sollen den Input bereitstellen, der von Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) – auf Deutsch: fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme – benötigt wird.
Eine der Anwendungen ist die Intelligent Speed Assistance (ISA), die von der Europäischen Union ab 2022 für alle neuen Autos vorgeschrieben ist. Das bedeutet, dass das Fahrzeug den Lenker über die jeweilig zulässige Höchstgeschwindigkeit informieren muss. Zahlreiche Fahrzeuge besitzen bereits kameragestützte Systeme zur Verkehrszeichenerkennung und geben entsprechende Meldungen im Cockpit aus.
Die Softwarelösungen von TomTom verifizieren die von der eingebauten Kamera gelieferten Daten zur jeweils gültigen Geschwindigkeitsbegrenzung oder stellen sie direkt auf Basis der Karteninhalte bereit, falls die Kamera ausfällt. Damit kann die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nicht nur dem Fahrer mitgeteilt werden, sondern auch ein adaptiver Tempomat angesteuert werden – und zwar bereits im Vorfeld des Verkehrszeichens, um eine möglichst kraftstoffeffiziente Fahrweise zu ermöglichen.
Doch mit den Daten für ISA sind die Möglichkeiten nach Ansicht von TomTom noch lange nicht ausgeschöpft. So sollen hochpräzise Geodaten zu Parametern wie Kurvenradius oder Fahrbahnneigung im Zusammenspiel mit ADAS künftig automatische Geschwindigkeitsanpassungen mit dem Ziel der Unfallvermeidung ermöglichen.
Um die Daten möglichst in Echtzeit aktuell zu halten, setzt TomTom auf die Kooperation mit zahlreichen Datenlieferanten, darunter Partnerunternehmen, Kunden und auch Communities wie OpenStreetMap.
Ob und wann diese Technologien im Motorradbereich zum Einsatz kommen, steht dahin. Fakt ist jedoch, dass Innovationen aus dem Automobilsektor mit einer gewissen Zeitverzögerung auch im Motorradbau angekommen sind – siehe ABS, Traktionskontrolle oder radarbasierte Assistenzsysteme. Und eins ist sicher: Für intensive Diskussionen in der Szene wird das Thema schon bald sorgen.
Bild © TomTom International B.V.