Mit der 2018er Austragung hat die Motorradsportwelt sicher eine der spannendsten Dakar-Rallyes der vergangenen Jahre erlebt. Die grundsätzlich immer vorhandene theoretische Möglichkeit, dass eine andere Marke als KTM den Titel holt, wurde spätestens mit dem Sturz-Aus für Titelverteidiger Sam Sunderland (KTM) in der vierten Etappe zur realistischen Option. Über viele Etappen war das Rennen völlig offen.
Yamaha-Mann Adrien Van Beveren schnappte sich nach Sunderlands Crash, der zur Untersuchung ins Krankenhaus geflogen werden musste, die Führung und fuhr ein kluges Rennen. Seinen Vorsprung konnte der Franzose bis in die zehnte Etappe halten. Ein Sturz drei Kilometer vor dem Ziel bereitete seinen Titelambitionen dann ein jähes eine Ende.
Jetzt übernahm Matthias Walkner. Der 31-jährige Salzburger hatte sich vom Start weg in der Spitzengruppe gehalten, und wusste seine Chance nach dem Ausscheiden Van Beverens zu nutzen. Während Antoine Meo, Toby Price und Kevin Benavides sich auf einem falschen Track verfolgten und viel Zeit verloren, navigierte Walkner präzise und sicherte sich mit dem Etappensieg die Gesamtführung.
Einen Sturz zu viel leistete sich der Honda-Heißsporn und ewige Titelaspirant Joan Barreda. Nachdem er trotz eines Crashs noch die Marathonetappe für sich entscheiden konnte, war der Spanier seither angezählt und konnte sich nur mit Schmerzen im Sattel halten. Ein weiterer Sturz in Etappe 11. Etappe bedeutete dann das Aus.
Seinem Team-Kollegen Kevin Benavides fiel damit die Aufgabe zu, die Ehre der Honda-Rennabteilung HRC zu retten. Der Argentinier erwies sich der Aufgabe als würdig und fuhr für die Japaner einen zweiten Gesamtrang mit nur 16 Minuten Rückstand auf Walkner ein. Angesichts dieser Leistung erscheint es für Honda verschmerzbar, dass die Ränge drei bis fünf wieder an KTM gingen (ans Werksteam bzw. an das spanische Team Himoinsa).
Nie wirklich titelgefährlich war auf dieser Dakar der amtierende Rallye-Champion Pablo Quintanilla. Und so schaffte es der Husqvarna-Pilot im Endergebnis gerade auf Rang 10.
Ein schöner Erfolg, der kleineren Herstellern Mut machen könnte, ist der sechste Gesamtrang für den Franzosen Johnny Aubert auf Gas Gas.
Für eine Überraschung sorgte das kleine indisch-bayerische Rennteam Hero. Das Team wird vom indischen Motorradhersteller Hero gesponsert, gemanagt wird es von Speedbrain aus Oberbayern. Der Spanier Oriol Mena fuhr auf der von einem Husqvarna-Aggregat befeuerten Maschine auf den siebten Gesamtrang, sein Teamkollege, der Inder C.S. Santosh erreichte Platz 35.
Als problematisch erwies sich einmal mehr die Witterung. Zwei Etappen mussten wegen ungünstiger Bedingungen gecancelt werden. Der neunte Abschnitt entfiel wegen heftiger Niederschläge, die ein Durchkommen der Servicefahrzeuge unmöglich machten. Die zwölfte Etappe wurde sicherheitshalber angesichts dichten Nebels gestrichen, der die Rettungshubschrauber am Starten hinderte.
Ursprünglich als Rennen zur kühlen und trockenen Jahreszeit in den Wüstengebieten der Nordhalbkugel konzipiert, fällt der althergebrachte Austragungszeitraum der Dakar seit dem Wechsel nach Südamerika in den von schwer vorhersehbaren Wetterlagen geprägten Sommer der Südhemisphäre.