E20-Kraftstoff für Motorräder

20 Prozent Ethanol-Anteil

Was bringt der neue E20-Sprit?

Aktuell befindet sich der neue E20-Kraftstoff in Deutschland in der Flottenerprobung. Ein Markstart könnte frühestens 2028 erfolgen. Was würde die Einführung der neuen Benzinsorte für Motorradfahrer bedeuten?

E20 ist ein Kraftstoff für Ottomotoren, bestehend aus 20 Prozent Bioethanol und 80 Prozent Benzin, das aus Erdöl gewonnen wird. Im Vergleich zu E10 (bis 10 % Ethanol) verdoppelt sich der Alkoholanteil. Die höhere Beimischung von Biokraftstoff soll die CO₂-Bilanz verbessern – erste Berechnungen zeigen mögliche Einsparungen von rund 16 Prozent. Zudem verfügt E20 über eine hohe Oktanzahl (min. ROZ 98), was die Klopfneigung senkt.

Pilotprojekt in Deutschland

Seit Oktober 2023 läuft ein Flottentest an der E20-Zapfsäule in Mannheim – hauptsächlich für Firmenfahrzeuge von VW, BMW, Audi, Seat und Skoda. Derzeit erlaubt die DIN EN 228 nur bis zu 10 Prozent Ethanol-Anteil. Für eine Markteinführung wäre eine Erweiterung dieser Norm sowie die Anpassung der 10. BImSchV (Zehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes) notwendig. Zudem müsste die EU-Kommission entsprechende Regelungen auf den Weg bringen.

Für und Wider E20

Pro

  • CO₂-Reduktion: 16 % weniger Treibhausgase im Vergleich zu fossilem Benzin
  • Höhere Oktanzahl: Bessere Klopffestigkeit, potenziell effizientere Verbrennung
  • Steuerlicher Vorteil: Der Bioethanol-Anteil unterliegt nicht der CO₂-Bepreisung, was den Preis senken könnte

Kontra

  • Höherer Verbrauch: Etwa zwei bis drei Prozent Mehrverbrauch gegenüber E5/E10, da Ethanol eine geringere Energiedichte besitzt als fossiles Benzin
  • Technische Kompatibilität: Korrosive Wirkung auf Dichtungen, Leitungen und Kraftstoffpumpen sowie GfK-Tanks möglich
  • Ökobilanz: Großflächige Anbauflächen für Energiepflanzen konkurrieren mit der Nahrungsmittelproduktion; Zerstörung von Regenwald, hoher CO₂-Ausstoß beim Transport von Ethanol

Was Motorradfahrer beachten sollten

Wie bei Pkw benötigen Motorräder explizite Herstellerfreigaben – ältere Bikes mit Vergaser oder Gummikraftstoffleitungen sind besonders gefährdet. Schwer verifizierbare Erfahrungen von Nutzern (z. B. in Indien) lassen auf ca. 10 Prozent weniger Leistung schließen.

Fazit

E20-Kraftstoff könnte ein sinnvoller Zwischenschritt zur CO₂-Reduktion der Bestandsflotte sein. In Deutschland steht bislang nur ein Pilotversuch, und die breite Einführung hängt von der Anpassung der einschlägigen Normen, Herstellerfreigaben und der Verbraucherakzeptanz ab.

Für Motorradfahrer gilt: Herstellerfreigabe einholen, danach ggf. im Alltag vorsichtig testen – Veränderungen bei Verbrauch oder Leistung sind möglich, Schäden können bei ungeeigneten Fahrzeugen auftreten. Angesichts der verbreitet geringen Fahrleistungen dürfte der potenziell günstigere Preis keine Rolle spielen. Im Zweifelsfall sollten Motorradfahrer auch künftig auf bewährten E5-Sprit zurückgreifen.

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