Die Autoindustrie hat es vorgemacht: Mehr Leistung aus kleinen Hubräumen. Das Stichwort lautet Downsizing. Voraussetzung ist ein erhöhter Ladedruck, um dank der zusätzlichen Luft dem Brennraum mehr Kraftstoff zuführen zu können – bei gleichbleibendem Mischungsverhältnis.
Kleine Hubräume mit Effizienzvorteil
Motoren mit kleinem Hubraum haben ins Sachen Effizienz einige Vorteile, so ist der Wirkungsgrad wegen der geringeren bewegten Massen und niedrigerer innerer Reibung höher als bei voluminösen Aggregaten.
Während sich die Verdichtung beim Pkw einfach und kostengünstig per Turbolader bewerkstelligen lässt, stößt das Konzept beim Kraftrad an Grenzen. Angetrieben vom Abgasstrom, benötigt der Lader eine gewisse Strömungsgeschwindigkeit im Krümmer, um auf Touren zu kommen, doch die gibt es erst ab höheren Drehzahlen. Beim Anfahren und beim untertourigen Beschleunigen ist der Turbo also relativ wirkungslos, um dann umso heftiger zuzulangen. Das unberechenbare Fahrverhalten von Maschinen wie Honda CX 500 Turbo, Kawasaki Z 750 Turbo, Suzuki XN 85 Turbo oder Yamaha XJ 650 in den 1980er Jahren brachte das Konzept in Verruf, bevor es sich überhaupt erst etablieren konnte.
Elektromotor gegen Turboloch
Mit einer Anleihe aus dem Automobilbau will Yamaha die Vorteile der Aufladung nun nutzen, ohne ihre Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Der Schlüssel zum Erfolg könnte ein kleiner Elektromotor sein, der die Ladeturbine antreibt, wenn der Abgasstrom noch zu lahm ist. Ein entsprechendes Patent hat der japanische Motorradhersteller unlängst eingereicht.
Wie groß die Begeisterung der Szene für downgesizte Motorradmotoren sein wird, muss sich zeigen. Kaufentscheidend ist im Gegensatz zum Pkw der Charakter des Motors, nicht seine Effizienz. Doch immer strengere Emissionsvorschriften könnten den Einsatz von Ladern künftig dennoch unverzichtbar machen.