Europas letzte Wildnis
Lappland

Europas letzte Wildnis

Länge: 3000 km
Dauer: 2-3 Wochen

Terrain

Standard Road

Länder

Schweden

Nichts für Leute, die Trubel suchen. Wer den schwedischen Innlandsvägen bis hoch zum Polarkreis fährt, ist meist allein mit sich und einer grandiosen Natur.

Vergessen Sie jede Hektik, und lassen Sie sich durchs schwedische Inland bis hoch zum Polarkreis treiben. Ob auf dem Innlandsvägen oder auf einsamen Pisten, der Weg durch Europas letzte Wildnis ist ein Naturerlebnis, das man nur mit ein paar Rentieren teilen wird.

Die Einsamkeit in Schweden beginnt ziemlich weit unten. Direkt hinter dem Vänern. Nördlich des größten Sees des Landes löst sich der Verkehr auf. Fast ist es so, als würde die Hektik den Norden meiden. Die Hafenstadt Göteborg – das war vor 200 Kilometern. Irgendwann haben sich die E 45 und die E 18 vereinigt, und nun trennen sie sich wieder in Grums. Am Abzweig gibt es eine Raststätte, Restaurant, Tankstelle und Supermarkt – alles so dimensioniert, als wäre dieser Ort die letzte Möglichkeit, seine Vorräte aufzufüllen, bevor man die Zivilisation verlässt. Der »Innlandsvägen« ist die Hauptverbindungstrecke im schwedischen Inland. Diese Straße gibt aber nur die Richtung vor. Bei gutem Kartenmaterial ist der ein oder andere Abzweig kein Problem. Auf den kleinen Routen rechts und links des Innlandsvägen verschluckt einen der Wald. Doch Vorsicht, in dem Labyrinth aus kleinen Straßen und Pisten gibt es auch die eine oder andere Sackgasse. Wer sich abseits der »45« bewegt, kann zwar mit viel Fahrspaß rechnen, aber nicht mit Raumgewinn. Ist wenig Zeit vorhanden, wird man ein ums andere Mal auf die »45« zurückkehren müssen, um einiges an Strecke zu machen.

 

Was man sich aber auf keinen Fall entgehen lassen darf, ist die raue Schönheit des Klimpfjell. Von Strömsund führt die »342« nach Gäddede, wo eine kleine Straße bis auf fast 1000 Meter ansteigt. Diese Straße ist für schwedische Verhältnisse schon kurvenreich und führt vorbei an Fatmomakke, einem Kirchdorf der Samen, das noch so ursprünglich wie vor hundert Jahren ist. In das sonst verlassene Dorf kehrt einmal im Jahr zur Mittsommernacht das Leben zurück. Dann ist Fatmomakke Treffpunkt der samischen Bevölkerung. Bei Stalon teilt sich die Straße. Rechts führt der Weg nach Vilhelmina und damit zurück zur »45«. Links, Richtung Norden, kommt nach knapp 50 Kilometern Dikanäs in Sicht. In diesem Ort betreibt Kenneth Anderson ein Motorradmuseum. Diese Sammlung alter Maschinen ist wahrscheinlich die nördlichste der Welt, 45 Motorräder lassen sich dort bewundern. Das älteste Schätzchen ist eine Husqvarna mit 550 Kubikzentimetern, die aus dem Jahr 1932 stammt. Wer Zeit und den Nerv hat, sich aus dem Wirrwarr der Linien in der Karte den richtigen Weg herauszusuchen, der kann über Sorsele und Slagnäs, fast unter Ausschluss großer Straßen, bis nach Arjeplog fahren. Der Ort hat seine Bedeutung als wichtiger Handelspunkt und Zentrum der Silberindustrie verloren, die Silbergruben werfen schon lange nichts mehr ab. Arjeplog lebt heute von der Autoindustrie. Rings um die kleine Stadt haben sich alle wichtigen Marken postiert, um im Winter, wenn die Temperaturen kurz unter dem Polarkreis auf minus 30 Grad Celsius abrutschen, die Neuentwicklungen auf ihre Kälteempfindlichkeit zu testen.

Bis nach Jokkmokk ist es nicht mehr weit. Die Samensiedlung liegt direkt am Polarkreis. Wer Souvenirs liebt, der wird am Polarzentrum fündig. Rentiere aus Plüsch, TShirts und bedruckte Kaffeebecher gibt es dort in vielfältigen Formen. Und natürlich eine Polarkreis- Urkunde, die sich für ein paar Kronen erwerben lässt. Die Gemeinde Jokk mokk ist eines der menschenleers - ten Gebiete Europas. So groß wie Rheinland Pfalz, aber nur von knapp 7500 Menschen bevölkert. Am Polarkreis überkommt einen vielleicht die Verlockung, noch eben zum Nordkap zu fahren. Kann ja nicht mehr weit sein. Irrtum: In Jokkmokk hat man erst zwei Drittel des Weges von Göteborg zur Spitze Europas geschafft.

 

Highlights

Charakter: Die Strecke führt durch die letzte Wildnis Europas. Wer sich nach Einsamkeit sehnt, der ist in Lappland richtig
Reisezeit: Ende Mai bis Ende August
Übernachten: Unterwegs gibt es viele Stellen, wo »wildes Campieren« möglich ist. Viele Orte betreiben Zeltplätze, auf denen auch Hütten gemietet werden können
Nicht versäumen: Klimpfjell, Kirchdorf Fatmomakke, Motorradmuseum Dikanäs, Polarzentrum Jokkmokk
Karte: Kartensatz Schweden von Kümmerly & Frey, Karten 1, 2, 4 und 5, 11,90 Euro pro Karte
Infos/Hotelbuchungen:
www.visitsweden.com
www.swedengate.de
www.camping.se

Aus dem Heft:
Tourenfahrer 7/2010

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