Korsika ist nicht nur für die schönsten Kurven im Mittelmeer bekannt, die Insel steht auch für besonders eigenwillige Bewohner, die ihre Traditionen hochhalten – vor allem zur Osterzeit, wenn ganz spezielle Bräuche gelebt werden. Lars Wennersheide (Text & Fotos) konnte mit Anke und Tessa (jeweils Fotos) einen zauberhaften Saisonstart erleben.

Reiseinformationen

Anreise / Unterkünfte / PKW-Stellplatz

• www.campingsandamiano.de
• www.campingtikiti.com
• www.camping-sagone.fr
• www.corsica-ferries.de

»Catenacciu«-Prozession
Korsika ist eine französische Insel, deren Bewohnern gern eine besondere Charakterstärke und Widerstandsfähigkeit nachgesagt werden. Oft beruhen diese auf Traditionen. Besonders erlebbar ist das für Gäste wahrscheinlich um Ostern. Zentrum eines sehr außergewöhnlichen Festes ist Sartène, ein mittelgroßes Dorf an der Südwestküste der Insel. Seine herbe Vergangenheit ist mit verschiedenen Besetzungen verbunden, die der Süden Korsikas erlebt hat. Die Wurzeln der Prozession des »Catenacciu« liegen wahrscheinlich im korsischen Mittelalter; mit hinein spielten wohl auch die zerstörerischen Barbareskenüberfälle, die »Vendetta« (Blutrache), die Korsika bis zum Ende des 19. Jahrhunderts vergiftete, und die Evangelisierung mit dem beseelten Bedürfnis nach Sühne und Reue. Predigende Mönche sprachen die Massen an, indem sie das notwendige Streben nach Erlösung durch Demut, Vergebung und Buße betonten, die Schaffung von Kreuzwegen förderten und die ersten Bruderschaften der Flagellanten (Geißler) auf den Plan riefen. Rund 500 Jahre Tradition hat die Prozession »Catenacciu« auf dem Buckel, bei der ein rot verhüllter Büßer (»U Catenacciu«) am Karfreitagabend einen äußerst masochistischen Bußgang durch die Gassen der Altstadt als Symbol von Christi Kreuzweg erleidet und vorab zur Vorbereitung tagelang ins Kloster einkehrt. Seine Identität ist und bleibt ebenso geheim wie die seiner Begleiter, dem weißen und den acht schwarzen Büßern.