Way-Lahn
Traumstraße Taunus

Way-Lahn

Länge: 220 km
Dauer: 1 Tag

Terrain

Standard Road

Länder

Deutschland

Regionen

Taunus , Hessen

Die herrlichen Straßen entlang der Lahn sind nur ein Highlight bei der Erkundung des Naturparks Taunus mit dem Motorrad. Wir haben uns einmal umgesehen und sind dabei auf viele gute Gründe gestoßen, möglichst bald wiederzukommen. Text + Fotos: Hans Michael Engelke

Bad Camberg, an der Kreuzung zwischen Deutscher Fachwerkstraße und Hochtaunusstraße gelegen, ist genau der richtige Einstieg für unsere Tour durch den Naturpark Hochtaunus  So rollen wir irgendwann am frühen Morgen von der A 3 herunter und finden uns nur wenige Meter weiter im Zentrum des urigen Kneippkurortes wieder. Die kuschelige Fachwerkidylle bietet sich an, um sich erstmal ein Frühstück zu gönnen, einen Kaffee zu schlürfen und noch einen letzten Blick in die Straßenkarte zu werfen. Doch dann geht’s auch schon los. Gleich hinter der Ortsgrenze warten die ersten kleinen Taunus-Nebenstrecken mit ihren verlockenden Kurven, bevor man am Flüsschen Weil schnell wieder auf die Hochtaunusstraße trifft. Wie der Name schon vermuten lässt, reicht der Blick von hier weit über die Landschaft. Dichte Nebelschwaden halten sich noch über den feuchten Wiesen, die letzten Tautropfen glitzern in den Spinnennetzen rechts und links der Straße, und die ersten Sonnenstrahlen kämpfen sich erfolgreich durch die feuchtigkeitsgeschwängerte Luft. Nur einen guten Steinwurf entfernt wetzen noch schnell drei, vier Rehe durchs Feld ins Unterholz. Ein kleiner Schlenker über Finsternthal, das seinem Namen heute morgen zum Glück keine Ehre macht, dann finden wir uns auf der B 275 wieder. Jetzt kommt auch der sechste Gang zu seinem Recht. Ein paar richtig schnelle Kurven, dann folgen wir den vielversprechenden Schildern zum Feldberg.

In geschwungenen Kehren geht es immer weiter hinauf. Immerhin ist der Große Feldberg mit seinen 878,5 Metern nicht nur der höchste Berg des Taunus, sondern auch des gesamten Rheinischen Schiefergebirges – und sorgt erst mal für einen Schreck. Am Straßenrand steht unmissverständlich ein Motorradverbotsschild. Nein, nicht hier auch schon, ist mein erster Gedanke an eine neue Streckensperrung. Dann lese ich den Zusatz »22-6 Uhr«. Okay, sollen wohl ein paar nachtaktive Fledermäuse vor Zweiradfahrern geschützt werden. Damit kann man leben. Ein zweiter Blick aufs Schild, vorsichtshalber, dann schrauben wir uns die letzte Etappe hinauf. Üblicherweise ist man hier oben als Motorradfahrer selten allein. Unterhalb des Aussichtsturms hat sich ein beliebter Motorradtreff entwickelt. Dass hier jetzt gerade mal eine Hand voll Zweiräder parkt, mag an der frühen Stunde liegen. Trotzdem sind wir schnell im Gespräch, werfen gemeinsam einen Blick in die Ferne, wie es schon vor uns Goethe und Kaiser Wilhelm II. getan haben. Wer mag, kann sich noch im Feldberghof stärken oder während des Sommers in der nahen Falknerei den spannenden Greifvogel-Vorführungen zusehen. Für uns geht es jetzt allerdings erst mal wieder bergab. Zügig verliert die RT an Höhe, dann folgen wir wieder der Hochtaunusstraße.

Ein Faible für die alten Römer? Vom Latein-Unterricht noch nicht geheilt? Dann sollte man hier unbedingt einen Blick auf die römischen Kastelle und den Limes werfen, die ehemalige Außengrenze des Römischen Reiches. Aber man kann auch einfach beides rechts liegen lassen, ohne sich zu schämen, und lieber weiter die Schräglagen genießen. In Schmitten passieren wir das gemütliche Hotel Kurhaus Ochs. Anton, Wirt und selber Biker, freut sich immer über Motorrad fahrende Besucher und geizt nicht mit guten Tipps und Routenvorschlägen. Wenige Kilometer weiter liegt dann auch schon ein echter Höhepunkt einer Taunus- Tour, das Freilichtmuseum Hessenpark. Hier laden über 100 geschichtsträchtige Gebäude zur Besichtigung, Handwerker präsentieren ihr historisches Schaffen. Auf dem riesigen Gelände fühlt man sich zurückversetzt in alte Zeiten, während gleich daneben, auf dem Anspacher Flugplatz, moderne Technik dominiert. Dort findet jedes Jahr während des letzten Augustwochenendes das zweitägige Taunus- Flugfest statt. Dann jagen Kunstflieger durch den blauen Himmel, Fallschirmspringer gleiten durch die Luft, und schließlich landet man doch wieder in den guten alten Zeiten, wenn die Oldtimer der Lüfte ihre Pirouetten drehen. Und mit ein bisschen Schwein wird die Eintrittskarte zum Glückslos, und man sitzt mit in der fliegenden Kiste.

An den steilen Felswänden beweisen

Wir fliegen mit unserer Kiste weiter gen Norden, treffen kurz mal wieder unsere alte Bekannte, die B 275, dann rollen wir durch Usingen und geraten dort an ein faszinierendes Naturdenkmal, die Eschbacher Klippen. An den steilen Felswänden beweisen regelmäßig Kletterer ihr Geschick, und schon vom Zusehen kann einem hier ganz gut schwindelig
werden. Nördlich davon liegt wieder Kurvenland. Auf schmalem Asphalt kratzen wir durch die Landschaft. Hinauf auf den Donnerskopf, durch Grävenwiesbach hindurch und entlang des idyllischen Wiesbaches. Überhaupt haben sich die Straßenbauer der Region wohl in der Vergangenheit an den Gewässerläufen orientiert. Gut so, denn auf diese Weise kommen wir in den Genuss so mancher Biegung, die vielleicht gar nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Aubach, Wiesbach, Bleidenbach, Weil und der Weinbach haben hier ganze Arbeit geleistet und ordentliche Tallagen vorgegeben. Natürlich nicht die wirklich spektakulären Täler wie in den Alpen, aber immerhin genug, um der Landschaft einen bergigen Charakter und Motorradfahrern eine Menge Spaß zu verpassen.

Bei Aumenau treffen wir zum ersten Mal auf die Lahn, ein Fluss, dessen Erkundung auch auf dem Wasserweg lohnt. Hier paddelten wir schon einige Male mit dem Kanu durch die glitzernden Stromschnellen. Umso mehr freuen wir uns schon auf die reizvolle Stadt Weilburg, nur wenige Kilometer weiter entlang der Deutschen Fachwerkstraße. Schließlic  wissen wir schon, was uns da erwartet. Zwischen herrlichen Fassaden schlendert man hie  durch die Altstadt und das Zentrum, kann sich beim Schloss eine Kaffeepause in der Sonn  gönnen und natürlich auch einen Blick auf Deutschlands einzigen Schifffahrtstunnel werfen, der seit über 150 Jahren durch den Berg führt. Bisher kannten wir ihn nur von der Wasserseite aus, jetzt genießen wir den Anblick auch mal als Landratten.

Reichlich kurvige Kilometer weiter liegt Braunfels, das ebenfalls mit einem sehenswerten Schloss protzt. Hier verlassen wir dann den Naturpark, überqueren die Lahn, folgen ihr ei  Stück auf der idyllischen Uferstraße. Solmser Straße nennt sich diese touristische Route, die in Braunfels startet und nach 210 Kilometern in Kronberg im Taunus endet. Sie führt durch die geschichtlich bedeutungsvollen Orte der ehemaligen Fürstentümer des Hauses Solms.

In Holzhausen, dem nördlichsten Punkt der Tour, verlassen wir sie wieder und halten uns in östlicher Richtung. Hinter Mengerskirchen liegt der Seeweiher gleich am Straßenrand. Der ideale Platz für ein entspannendes Picknick am Ufer. Für den längeren Aufenthalt empfehlen sich Campingplatz und Freibad. Uns treibt es aber auf Merenberg zu. An dessen westlichem Stadtrand erhebt sich eine alte Turmruine in den Himmel. Die hat zwar ihre besten Zeiten schon lange hinter sich, die Aussicht von hier oben aber nicht. Sie ist immer noch fantastisch. Fast wären wir wieder in Weilburg, biegen aber kurz vorher, am Rand des Naturparks auf die Lahn-Ferienstraße ab, die sich hier den Asphalt mit der Fachwerkstraße teilt. Parallel zur Lahn führt die Nebenstrecke durch hügelige Landschaft, vorbei an kleinen Weilern, urigen Höfen und winzigen Dörfchen. Schließlich erreichen wir Runkel, dessen Silhouette sich mehr als sehen lassen kann. Zu Füßen der mächtigen mittelalterlichen Burg, die hier über der Lahn wacht, führt eine steinerne, nicht minder historische Brücke über den an dieser Stelle wild schäumenden Fluss. Auch das gesamte Stadtbild passt hervorragend zu dem Szenario und scheint geradewegs einem alten Ritterfilm entsprungen zu sein. Am besten lässt man das Motorrad einfach an der Brücke stehen und erkundet zu Fuß die schmalen Gässchen und Wege der Altstadt. Da es von hier aus nur noch wenige Kilometer bis zum Ausgangspunkt unserer Taunustour, Bad Camberg, sind, lässt sich im urigen Restaurant »Zum Güterschuppen«, gleich am Bahnhof, auch noch ein lecker deftiges Abendessen bestellen. Ein kleines Stück entlang der Lahn, noch mal ein paar Meter auf der Fachwerkstraße, vorbei an den Seltersquellen, dann liegen wieder die Tore Bad Cambergs vor uns. Hinter uns liegt dafür eine fantastische Rundtour durch den Naturpark Hochtaunus. Und wer dann immer noch nicht genug vom Taunus hat, der kann ja die Region westlich der A 3 erkunden, der Solmser Straße oder der Lahn folgen. Und den Naturpark Rhein-Taunus gib  es schließlich auch noch, aber das wären ja schon wieder ganz andere Geschichten.

 

Highlights

Besonderheiten: Tour über viele kleine Nebenstrecken mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten.
Sehenswert: Umfangreiche Schlossanlagen in Weilburg mit Garten, Schlosskirche, Schlossplatz und vielem mehr. Interessante Führung, Infos: 06471/91270.
Deutschlands einziger Schifffahrtstunnel in Weilburg. In Runkel sichert die mächtige gleichnamige Burg den Lahnübergang. Sie kann besichtigt werden. Infos unter 06482/941472
oder 06482/4222.
Bei Schmitten liegt das Freilichtmuseum Hessenpark mit über 100 kompletten Gebäuden und rund 30 Dauerausstellungen. Im Wirtshaus »Zum Adler« lässt sich hervorragend tafeln und pausieren. Die Eschbacher Klippen nördlich von Usingen werden gern von Kletterern erklommen. Am Aussichtsturm des Großen Feldberg findet der größte Motorradtreff der Region statt.

Aus dem Heft:
Tourenfahrer 6/2008

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