Studie der ADAC Unfallforschung

Die größten Gefahren für Motorradfahrer

In einer umfangreichen Studie hat der ADAC Ergebnisse aus der eigenen Unfallforschung sowie weiterer Untersuchungen zusammengestellt. Wenig überraschend: Motorradfahren bleibt gefährlich. Aber: Man kann auch eine Menge für die eigene Sicherheit tun.

»Die doofen Autofahrer sind schuld!« Betrachtet man die nackten Zahlen, ließe sich dieses über Generationen von Motorradfahrern weitergegebene Mantra auch mit einigen Ergebnissen im jüngsten Bericht zur ADAC Unfallforschung bestätigen. Doch die detaillierte Auswertung tausender Verkehrsunfälle durch den ADAC und andere Einrichtungen zeichnet ein wesentlich differenzierteres Bild. Und diese Differenzierung erlaubt es jedem einzelnen Motorradfahrer, eine ganze Menge für die eigene Sicherheit zu tun.

Fakt ist: Das Risiko, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, ist mit dem Motorrad 16 mal höher als im Pkw. Auch sind bei 62 Prozent aller Kraftradunfälle weitere Kfz beteiligt, deren Fahrer in 52 Prozent dieser Unfälle die Schuld tragen.

Sichtbar sein!

Allerdings handelt es sich bei den von den zweispurigen Kameraden verursachten Crashs zu 42 Prozent um so genannte »Sichtunfälle«. Das heißt, das Motorrad wurde nicht oder zu spät wahrgenommen. Leuchtfarbene Bekleidung, obligatorisches Abblendlicht am Tage und Tagfahrlicht können also einen wichtigen Beitrag zur passiven Sicherheit leisten.

Gefahrenstellen erkennen

Die Problematik der schlechten Sichtbarkeit kommt naturgemäß besonders in Situationen zum Tragen, in denen es um das Gewähren von Vorfahrt geht. Diese an sich banale Erkenntnis schlägt sich nichtsdestotrotz tragisch in den aktuellen Auswertungen des Unfallgeschehens wieder. Kreuzungen und Einmündungen sind gefährliche Unfallschwerpunkte für Kollisionen von Motorrädern mit anderen Verkehrsteilnehmern. Motorisierte Zweiradfahrer sind daher gut beraten, sich diesen Situationen umsichtig und defensiv zu nähern und nach Möglichkeit den Blickkontakt mit anderen Verkehrsteilnehmern zu suchen.

Auf Nummer sicher
So erhöhen Motorradfahrer die eigene Sicherheit.
• eigene Sichtbarkeit verbessern
• defensiv und vorausschauend fahren
• Vorsicht an Einmündungen, möglichst Blickkontakt herstellen
• vollständige Schutzausrüstung tragen
• Motorrad mit ABS nutzen
• Fahrkönnen verbessern, Fahrpraxis erhalten
• Umsicht bei Gruppenfahrten

Übung macht den Meister

Die Unfallforscher des ADAC nehmen auch Bezug auf eine sehr detaillierte, vom Verband europäischer Motorradhersteller, der Association des Constructeurs Européens de Motocycles (Opens external link in new window ACEM), durchgeführte Studie. Diese als MAIDS (Motorcycle Accidents In Depth Study) bezeichnete Untersuchung lässt beispielsweise erkennen, dass verunfallte Motorradfahrer im Schnitt über eine deutlich geringere Fahrpraxis verfügen als Biker aus einer gleichgroßen Vergleichsgruppe, die unfallfrei geblieben sind. Regelmäßige Fahr- und Sicherheitstrainings erscheinen unter diesem Aspekt umso sinnvoller.

Gefahr in der Gruppe

Eine Häufung von Unfällen lässt sich auch beim → Gruppenfahren beobachten. Im Pulk überschätzen sich Fahrer aufgrund gruppendynamischer Effekte häufiger als solo oder erfahrene Fahrer geben eine Geschwindigkeit vor, mit der weniger routinierte Mitfahrer in kritischen Situationen überfordert sind.

Riskantes Rasen

Häufigste Unfallursache (28 Prozent) von Alleinunfällen ist unangepasste Geschwindigkeit, also auch ein Faktor, der vom Fahrer aktiv gesteuert werden kann. Wenig verwunderlich ist vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Unfall zu erleiden, auch vom Fahrzeugtyp abhängt. So sind Supersportler deutlich häufiger in Unfälle verwickelt als andere Motorradklassen. Dies erklärt sich aus dem geringen Leistungsgewicht, das eine sehr gute Fahrzeugbeherrschung erfordert aber auch aus dem deutlich geringeren Durchschnittsalter der Fahrer auf besagten Maschinen. 40 Prozent der Supersportler-Piloten sind jünger als 26 Jahre und gehören damit einer besonders unfallgefährdeten Altersgruppe an.

Helm reicht nicht

Ein gewichtiger Grund für schwere oder tödliche Verletzungen ist eine nicht ausreichende Schutzkleidung. Die ADAC-Unfallforschung zeigt, dass 75 Prozent der analysierten Unfallopfer lediglich einen Helm, aber keinen weiteren Schutz für andere Körperregionen trugen. Nur 25 Prozent verfügten über einen kompletten Vollschutz, das heißt Helm, Lederkombi (bzw. Jacke und Hose), Handschuhe und geeignetes Schuhwerk.

Die Rahmenbedingungen

Stürze mit dem Motorrad ohne Beteiligung anderer Fahrzeuge gehen häufig glimpflich aus. Dies aber nur, solange der gestützte nicht auf ein hartes Hindernis prallt. Trotz lobenswerter Maßnahmen sind trotzdem noch lange nicht alle unfallträchtigen Streckenabschnitte mit geeigneten Schutzmaßnahmen versehen. So sind nur 15 Prozent aller Gefahrenstellen mit Leitplanken versehen, die einen Unterfahrschutz besitzen.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Ausstattung des Fahrzeugs. So hätten nach einer früheren Studie des ADAC 21 Prozent aller betrachteten Motorradunfälle durch ein ABS verhindert werden können, von den Motorradunfällen ohne Fremdbeteiligung sogar 45 Prozent.

Die Ergebnisse der Studie hat der ADAC online im PDF-Format bereitgestellt.

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Foto: Polizeiinspektion Rotenburg / Presseportal

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