Interview mit dem Titelverteidiger

Erzberg-Champion Graham Jarvis

1500 Enduristen werden ab dem 29. Mai beim Erzberg Rodeo antreten. 500 davon dürfen beim Hare Scramble um den Titel kämpfen, nur wenige werden ins Ziel kommen. Titelverteidiger Graham Jarvis verrät, wie er sich auf die Herausforderung vorbereitet.

Hi Graham. Wie fühlt es sich an, als amtierender Champion an den Eisenberg zurückzukehren?

Graham Jarvis: Ich freue mich wirklich darauf. Das Rennen ist gigantisch, mit Abstand mein wichtigstes dieses Jahr. Als Titelverteidiger an den Start zu gehen, macht es natürlich noch bedeutender.

Wie bereitest du dich auf ein Rennen wie den Red Bull Hare Scramble vor, der als härtestes Eintagesenduro weltweit gilt?

Graham Jarvis: Das ist schwierig, denn der Erzberg sprengt jeden Maßstab. Es gibt auf der ganzen Welt nichts Vergleichbares. Sektionen wie »Carl’s Dinner« oder »Dynamite« anderswo zu finden, ist so gut wie unmöglich. Ich habe bei mir zuhause einige sehr anspruchsvolle Strecken, die ich zur Vorbereitung fahre. Doch hauptsächlich ziehe ich meine Trainingsroutine durch, also Enduro- und Fahrradfahren sowie Fitnesstraining – allerdings mit gesteigerter Intensität.

Graham Jarvis bei der Erzberg-Vorbereitung (Husqvarna Promotion-Video).

Kannst du schon ein vorläufiges Fazit deiner bisherigen Saison im Hardenduro ziehen?Graham Jarvis: Ich bin zufrieden. Natürlich war der Sieg beim »Hell’s Gate« mit einem Vorsprung von 22 Minuten das bisherige Highlight. Ich habe das Rennen genossen und fühlte mich in Topform. Weniger gut ist es beim »The Tough One« gelaufen. Mir war klar, dass mir das neue Gelände nicht so liegen würde. Trotzdem gab ich mein Bestes. Nach starkem Rückstand konnte ich mich auf die dritte Position vorarbeiten, diese dann aber nicht halten. Mit dem vierten Platz das Podium knapp zu verpassen, ist immer enttäuschend, doch unter dem Strich hatte ich das Gefühl, ein gutes Rennen gefahren zu sein.Von brüllender Hitze bis zu Schneefällen hat der Erzberg auch immer wieder extreme Witterung zu bieten. Wie stellst du dich darauf ein?Graham Jarvis: Es ist praktisch nicht möglich, sich auf eine spezielle Witterung vorzubereiten. Letztes Jahr mit den starken Schneefällen war es wirklich verrückt. In einem anderen Jahr war es so heiß, dass mir die Luft weggeblieben wäre. Bei großer Hitze ist es enorm wichtig, für ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu sorgen, um nicht zu dehydrieren. Mir ist es eigentlich am liebsten, wenn es regnet – dann ist das Fahren weniger anstrengend.Kannst du das Gefühl beschreiben, wenn du mit 499 anderen Fahrern an der Startlinie stehst?Graham Jarvis: Auf den Start zu warten, ist der nervenaufreibendste Moment des ganzen Rennens. Kurz bevor sich die Startflagge senkt, herrscht eine gespenstische Stille. Die Spannung, die über dem Starterfeld liegt, ist unwirklich. Dein Herz rast und alles, woran du denken kannst, sind die Qualen, die vor dir liegen. Senkt sich die Flagge, fühlt es sich an, als bräche die Hölle los.

  Jarvis beim Hare Scramble 2013 unmittelbar vor dem Zielbogen.
Hast du eine Lieblings-Sektion im Hare Scramble?Graham Jarvis: Ich habe eigentlich keinen Favoriten. Es ist eher so, dass es Sektionen gibt, die ich weniger hasse als die anderen. Die Steilauffahrten zu Beginn des Rennens mag ich ganz gerne, die machen meistens Spaß. Es geht dort auch richtig verrückt zu, wenn unzählige Fahrer versuchen, irgendwo ihre Linie nach oben zu finden. Ich denke, meine beste Sektion ist »Carl’s Dinner«. Dort kann ich eine Menge Zeit gutmachen. Diese Sektion ist sehr technisch und verlangt hohe Präzision in der Wahl der Linie. »Carl’s Dinner« ist mir auch sympathisch, weil ich dort weiß, dass der Berg nun bald bezwungen ist.Ein starkes Lineup internationaler Topfahrer wird dieses Jahr am Start sein. Wen wirst du besonders im Auge behalten?Graham Jarvis: Es sind etwa 10 Fahrer, die um eine Top-Five-Platzierung kämpfen werden. Besonders zu rechnen ist natürlich mit Ex-Champions wie Jonny Walker und David Knight. Aber auch Andreas Lettenbichler verfügt über sehr viel Erzberg-Erfahrung. Ebenfalls sehr stark ist mein Teamkamerad Alfredo Gomez. Er ist großartig, wenn es richtig hart zur Sache geht – er stand ja auch 2013 auf dem Podium. Nichtsdestotrotz werde ich mich ausschließlich auf mein eigenes Rennen konzentrieren. Denn wenn du den Hare Scramble gewinnen möchtest, musst du den Berg aus Eisen besiegen.Zu guter Letzt: Was würde es für dich bedeuten, genau die 20. Austragung des Hare Scramble zu gewinnen?Graham Jarvis: Jeder Sieg am Erzberg ist großartig. Doch die Jubiläumsaustragung zu gewinnen, würde schon eine spezielle Ehre sein. Ich fühle mich gut vorbereitet und habe ein gutes Motorrad – und werde mein Bestes geben, um zu gewinnen.


Das Erzberg Rodeo

Ins Leben gerufen und gemanagt von Karl Katoch, wird das Extremenduro »Erzberg Rodeo« 2014 zum zwanzigsten Mal ausgetragen. Ort des Geschehens ist der Eisenerztagebau im steirischen Ort Eisenerz. Im sogenannten Hare Scramble muss der Berg in einer direkten Auffahrt bezwungen werden. Verschiedene Sektionen der extrem steilen und felsigen Strecke haben klangvolle Namen wie »Carl’s Dinner« oder »Badewanne«. Es gibt sogenannte »No-help-Zonen«, in denen die Fahrer keine fremde Hilfe annehmen dürfen. Anderswo packt das Publikum tatkräftig mit an, um die Fahrer über Hindernisse zu wuchten. Beim Hare Scramble starten 500 der insgesamt 1500 Teilnehmer. Die Qualifikation sowie die Startaufstellung werden in den zwei Läufen des Prologs ausgefahren, der über breite, schnell zu fahrende Lkw-Pisten in Serpentinen den Berg hinaufführt.Das XX. Erzberg Rodeo 2014 beginnt am Donnerstag, 29. Mai, mit dem sogenannten Rocket Ride, einem Showrennen, das nicht für den eigentlichen Wettbewerb gewertet wird. Freitag und Samstag findet jeweils ein Lauf zum Prolog statt. Der Start zum Hare Scramble ist am Sonntag, 1. Juni, um 12.00 Uhr. Weitere Informationen

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