Manuel Lettenbichler, FIM Hard Enduro Weltmeister 2023

Nach der »perfekten Saison«

Manuel Lettenbichler im Interview

Manuel Lettenbichler holte sich nicht nur den Titel in der FIM Hard Enduro Weltmeisterschaft 2023, es gelang ihm auch, alle sechs Rennen der Serie zu gewinnen. Im Interview blickt er zurück auf die »perfekte Saison.«

Mani, was für eine Saison! Hast du irgendeinen zusätzlichen Druck verspürt, als du in das Jahr 2023 gingst?

Manuel Lettenbichler: Ehrlich gesagt war ich zu Beginn der Saison ein bisschen nervös. Ich startete schließlich mit einem neuen Motorrad. Wir haben im Winter viel getestet, um die KTM 300 EXC so abzustimmen, wie ich sie haben wollte. Man weiß nie, wie es in der ersten Runde laufen wird. Aber als es dann soweit war, hatte ich das Gefühl, dass es mit den Hausaufgaben, die wir gemacht hatten, ein gutes Jahr werden würde.

Konntest du dir vorstellen, alle Rennen der Saison zu gewinnen?

Es gab nie die Erwartung, eine perfekte Saison zu haben. Das wäre zu viel verlangt. Das passiert irgendwie von selbst. Es ist schwer genug, ein einzelnes Rennen zu gewinnen, geschweige denn alle. Mein Ziel war es, ein solides Jahr zu haben, zu zeigen, dass ich in der Lage bin, zu gewinnen, und noch einmal um den Titel zu kämpfen.

Du hast das Red Bull Erzbergrodeo nach einem unglaublichen Hin und Her mit Billy Bolt gewonnen. Wie hat sich das aus deiner Sicht entwickelt?

In gewisser Weise ist das Erzbergrodeo für mich so etwas wie ein Heimrennen. Ich bin ein Bayer und fahre für eine österreichische Marke bei einem der größten Rennen in Österreich. Das ist etwas Besonderes und nervenaufreibend zugleich. Ich hatte einen guten Start, und als sich die Lage nach dem anfänglichen Wahnsinn beruhigt hatte, waren Billy und ich vorne. Er überholte mich bei Carl's Dinner und hatte einen ziemlich großen Vorsprung. Ich war ein bisschen müde, aber ich wusste, als wir wieder in den Wald kamen, dass ich es schaffen würde. Ich schloss die Lücke und überholte ihn an einem schwierigen Anstieg. Danach habe ich nicht mehr zurückgeschaut und es bis ins Ziel geschafft!

Es ist kein Geheimnis, dass die Red Bull Romaniacs zu deinen Lieblingsrennen zählen. Aber am ersten Offroad-Tag habt ihr mit einem Sturm mehr Abenteuer bekommen, als ihr erwartet habt, oder?

Das war ein surrealer Moment, sicherlich der extremste in der gesamten Meisterschaft. Es war schon ein harter Tag, aber dann kam dieser Sturm. Ich konnte spüren, dass etwas Seltsames vor sich ging. Der Himmel wurde schwarz, und der Wind spielte verrückt. So etwas hatte ich noch nie erlebt, und ich möchte es auch nie wieder erleben. Aber es ist auf jeden Fall eine starke Erinnerung.

Ab wann konntest du dir vorstellen, eine »perfekte Saison« zu haben?

Nach Red Bull Outliers wurde immer häufiger über die Möglichkeit einer »perfekten Saison« gesprochen. Ich habe mich aber nicht daran beteiligt. Mir ging es darum, die Meisterschaft zu gewinnen. Das war mein Fokus.

Nach deinem Sieg beim Red Bull Outliers, hattest du die Möglichkeit, den Titel schon beim vorletzten Rennen, dem 24MX Hixpania Hard Enduro, klarzumachen. Wie hast du das Rennen unter diesen Umständen gemeistert?

Das war nicht ganz einfach. Ich musste am Sonntagmorgen meinen Kopf in den Rennmodus versetzen. Wenn ich zurückdenke, hat der dritte Startplatz wahrscheinlich geholfen, denn ich musste Billy Bolt und Wade Young sofort einholen. In der ersten Runde übernahm ich die Führung und gewann das Rennen und den Titel. Der Doppelsieg bedeutete für mich eine große Sache. Es war schwer, meine Emotionen zu unterdrücken.

Mit dem Titel in der Tasche, ging es in der letzten Runde, beim 24MX GetzenRodeo, darum, Geschichte zu schreiben und die perfekte Saison zu krönen…

Ich war glücklich, den Titel mit fünf von fünf Siegen zu gewinnen, aber eine perfekte Saison bei meinem Heimrennen zu haben, war das Traumszenario, das ich anstreben musste. Ich liebe dieses Rennen. Ich werde wie ein Rockstar behandelt, es ist so wild, es ist so besonders. Ich wollte unbedingt gewinnen!

Das ganze Wochenende hast du alles richtig gemacht, aber dann hat dich Billy 10 Minuten vor Schluss überholt. Hast du da Panik bekommen?

Wir fuhren ein hartes Rennen, und Billy war wirklich gut unterwegs. Er war hungrig auf den Sieg. Die meiste Zeit des Rennens hatte ich einen Vorsprung auf ihn. Aber ich wurde so müde, dass er mich überholte. Dann stürzte er auf der Felsstufe, und ich konnte sie sauber überwinden. Das hat mich zusätzlich beflügelt, und ich habe in den letzten beiden Runden alles gegeben, was ich hatte. Ich war so erschöpft, als ich über die Ziellinie fuhr, aber ich hatte es geschafft. Es war die perfekte Saison!

Jetzt, wo der Schlamm, der Schweiß und die Tränen der Saison 2023 weggewischt sind, hast du alles, was passiert ist, schon verdaut? Hast du dir schon Gedanken über 2024 gemacht?

Wow! Das war ein Wahnsinnsjahr. Ein Jahr, das schwer zu toppen sein wird. Ich bin sehr stolz auf das, was wir als Team erreicht haben, und ich weiß, dass mir diese großartige Saison immer in Erinnerung bleiben wird. Ich freue mich darauf, meinen Titel zu verteidigen. Ich bin sicher, dass ich wieder viele tolle Fights haben werde.

Mit Material von WESS Promotion GmbH, Foto © Red Bull Content Pool

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