Die von Politik, Medien und einigen Unternehmen als alternativlos dargestellte Ausrichtung künftiger Mobilität allein auf batterieelektrische Antriebe gerät immer mehr unter Druck. Nun hat sich auch der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) gegen eine entsprechende Vorfestlegung ausgesprochen. »Ein CO2-neutraler Straßenverkehr lässt sich nur mit einer Kombination der Möglichkeiten erreichen«, sagte ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze anlässlich eines Experten-Gesprächs zur Mobilität.
E-Fuels reduzieren CO2-Emissionen sofort
Auf deutschen Straßen sind unzählige Verbrenner unterwegs, die teilweise noch eine lange Lebensdauer haben. Könnten diese Fahrzeuge mit CO2-neutral erzeugten synthetischen Kraftstoffen versorgt werden, könnte eine sofortige und drastische Senkung der Kohlendioxid-Emissionen erzielt werden.
Vor allem in E-Fuels und Wasserstoff aus regenerativen Quellen setzt der ADAC langfristig große Erwartungen. Für beide Technologien sprechen nach Ansicht des Clubs die gute Speicherfähigkeit sowie Synergieeffekte im Rahmen der Sektorkopplung von Strom, Wärmemarkt und Verkehr. »Insofern ist es gut, dass sich die Bundesregierung mit der neuen Wasserstoffstrategie der Verwendung von Wasserstoff beim Pkw öffnet«, sagte Technikpräsident Schulze. Dies geschehe allerdings noch sehr zaghaft.
Auch Bosch gegen Festlegung auf batterieelektrische Antriebe
Bereits Ende Februar hatte sich der Chef des Automobilzulieferers Bosch, Volkmar Denner, mit einer gleichlautenden Forderung an die Politik gewandt. »Der Weg zur emissionsfreien Mobilität muss technologieoffen sein. Nur so bleibt Mobilität auch für die breite Bevölkerung bezahlbar«, gab sich der Bosch-Chef in seinem Statement überzeugt.
VW will doch am Verbrenner festhalten
Interessant ist der Zeitpunkt der Wortmeldung des ADAC-Funktionärs. Die Teilentmachtung von Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess, der Anfang Juni die Führung der Kernmarke VW abgeben musste, wird von Brancheninsidern auch als Abrechnung mit dessen bedingungsloser Ausrichtung des Automobilkonzerns auf batterieelektrische Antriebe gewertet. Sein Nachfolger als Markenchef, Ralf Brandstätter, relativierte denn auch umgehend Diess' bisherigen Kurs. VW werde »noch lange« Verbrenner entwickeln und produzieren, ließ sich Brandstätter zitieren.
Meinung des Autors
Mit dem sanften aber kontinuierlichen Schwenk weg von der politisch gewollten und medial beschworenen rein batterieelektrischen Zukunft wächst die Hoffnung, dass es für Motorräder auch künftig noch Sprit aus der Zapfsäule geben wird. Dass dieser dann durch elektrische Energie oder mit Hilfe von Mikroorganismen gewonnen wurde, dürfte dem Fahrspaß kaum abträglich sein. AR
Bild: webstockreview.net