Motorradtour kompakt

Deutsche Vulkanstraße

Noch vor 11.000 Jahren war die Eifel eine ziemlich ungemütliche Gegend: Mächtige Vulkane spuckten permanent Lava und Asche gen Himmel, Gasexplosionen und Glutlawinen formten die Landschaft radikal um.

Ob jetzt wohl die Welt untergeht? So etwa müssen die Bewohner von Südschweden und Norditalien gedacht haben, als sich vor knapp 13.000 Jahren plötzlich der Himmel verdunkelte. Von Nord bis Südeuropa regnete graue Asche auf die Menschen herab, die natürlich keine Ahnung hatten, woher dieser schmierige Niederschlag stammte.

Niederschlag stammte. Wir stehen 2007 am Laacher See und wissen es besser. Damals hat sich genau an dieser Stelle ein Vulkanherd gebildet, der schließlich in einer gewaltigen Explosion aufbricht. Der Vulkan pumpt Asche und Bimsgestein in unvorstellbaren Mengen hoch, noch nach Tagen steht eine 30 km hohe Säule über dem Krater. Während der Wind kleinere Partikel über halb Europa verstreut, versinkt die nähere Umgebung unter einer mehr als 50 Meter dicken Gesteinsdecke. Eine Hinterlassenschaft, die noch weit bis ins 21. Jahrhundert hinein sichtbar sein wird, denn die im Tagebau betriebene Bimsförderung dauert hier in der Vordereifel bis heute an.

Motorradtour kompakt – Deutsche Vulkanstraße
Reiseinformationen und Karte

Der zwei mal drei Kilometer große Kessel des Laacher-See-Vulkans ist Startpunkt der Deutschen Vulkanstraße, der wir in den nächsten Tagen folgen. Einmal rund um den See, ein Stopp im Vulkanpark-Informationszentrum Rauschermühle, dann geht‘s weiter nach Mendig, wo uns Vulkangestein ganz anderen Kalibers erwartet. Überall in der Gegend stoßen wir auf Steinmetzbetriebe, die Basaltlava-Brocken aus den nahe gelegenen Brüchen bearbeiten. Mal im großen Stil, mit Maschinen, mal von Hand, so wie der Arbeiter in Niedermendig, der mit wuchtigen Schlägen aus kantigen Quadern zierliche Wassertröge heraushämmert. Zierlich? Na ja, 25 kg wird so ein Trog wohl wiegen, wie wir beim Anheben feststellen.

Ein harter Job, und sein Feierabend-Bier hat sich der Mann sicher verdient. Zum Durstlöschen wäre es ein kurzer Weg, denn 500 Meter weiter markiert das Vulkan-Brauhaus Mendig einen weiteren, wenn auch nicht »offiziellen« Wegpunkt der Vulkanstraße. Das naturtrübe Vulkan-Bräu schmeckt köstlich, wie wir von einer früheren Tour wissen, und wird seit etwa zehn Jahren auch in Flaschen außer Haus verkauft. Vor der Erfindung elektrischer Kühlsysteme hielt sich das Bier dieser Brauerei im Sommer nur wenige Wochen, und das auch nur, weil man die Fässer tief unter der Erde lagerte – in einem Felsenkeller vulkanischen Ursprungs, der bis heute begehbar ist.

In der Ettringer »Lay«, einem Grubenfeld also, holt mich kurz darauf die eigene Vergangenheit ein. In so einem Basaltbruch, nur einen Katzensprung entfernt, hat noch i  den Sechziger-Jahren mein Opa als Pflastersteinschläger sein Geld verdient– und der klein  Enkel brachte ihm mittags manchmal ein warmes Essen im Blech-»Henkelmann« in die Kottenheimer Lay. 40 Jahre ist das nun her. In den Gruben vergehen Drehkräne und Schmalspurgleise im Rost, und dass hier Jahrzehnte lang wortkarge, sehnige Arbeiter Pflastersteine im Akkordtempo zuschlugen – ihr Lohn 1950: 2,3 Pfennig pro Stück –, wissen die jungen Freeclimber, die heute die Basaltlava-Brüche erobern, ganz sicher nicht.

Die Vulkanroute führt uns nun durch dichte Wälder westwärts, am Nürburgring vorbei, hin zu den »Maaren«, kreisrunden Seen vulkanischen Ursprungs. Wir streifen das Booser Doppelmaar und erreichen bald das mitten im Ort liegende Ulmener Maar. Der jüngste Vulkan Deutschlands, erfahren wir, vor 10.900 Jahren ausgebrochen. Magma aus 60 km Tiefe spuckte er aus, erlosch wieder, brach ein und bildete einen Trichter – das heutige, ausgesprochen beschaulich wirkende Maar.

Bei Daun stoßen wir auf gleich drei Maare, bestaunen bei einer Rast den mächtigen Kenworth-Truck der Dauner Quellen (»aus dem Herzen der Vulkaneifel«) und erreichen nach einer Schleife über Hillesheim und Gerolstein schließlich Manderscheid, die letzte Etappe der Vulkanstraße. Was nun – ins Maarmuseum, fossile Urpferdchen angucken, oder lieber noch eine Runde auf der Gummikuh drehen? Die Entscheidung fällt, als wir an einer Bäckerei das Plakat zum Erlebnistag »MUH in Bewegung« entdecken: Passt irgendwie zu unserer Maschine, smile, also auf zur Betriebsbesichtigung der Milch-Union Hocheifel nach Pronsfeld!

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