Motorradtour kompakt

Nürburgring

Der Nürburgring, die legendäre »Grüne Hölle«, ist immer eine Reise wert. Erst recht, wenn die Rennstrecke ihren 80. Geburtstag feiert.

Mit 20,8 Kilometern Länge, 73 Kurven,Steigungen von 17 und Gefällen von elf Prozent und 300 Metern Höhenunterschied ist die Rede – na klar, vom Nürburgring, von der klassischen Nordschleife. Sie gilt als schönste, anspruchsvollste und gefährlichste Rennstrecke der Welt, von Rudolf Caracciola als »bärig schwer« eingestuft und von Jackie Stewart als »Grüne Hölle« tituliert. 7:49,71 Minuten brauchte Multi-Meister Helmut Dähne am 23. Mai 1993 für eine Runde. Kein Motorrad war hier je schneller – mit meiner Buell würde ich noch nicht mal dran denken, es zu versuchen. Die passt besser auf die Landstraßen, dort wo bereits zu Beginn der 1920er-Jahre in der Eifel Rennen ausgetragen wurden. Aber der »Ring« brachte Struktur ins Renngeschehen. Kaum zu glauben, dass diese Strecke heuer 80 Jahre alt wird.1 925 begann man mit dem Bau, zwei Jahre und 15 Millionen Reichsmark später rollten die ersten Rennmotorräder über den Kurs.

Motorradtour kompakt – Nürburgring
Reiseinformationen und Karte

Knapp 50 Jahre nach dem ersten Spatenstich nahe Adenau waren meine Freunde und ich alt genug für den Ring. Wie magnetisch zog es uns in die Region zwischen Aachen und Trier, in das kurvige Labyrinth zwischen Hügeln und Tälern, das den »Ring« umgibt. Wir schoben Zündapp, Hercules und Kreidler aus dem Schuppen, und nach ein paar Kicks erfüllte das Geknatter der Zweitakter die heimischen Bonner Hinterhöfe mit duftenden blauen Fahnen. Draußen wartete das Abenteuer, doch unser Ziel war stets dasselbe. Bereits nach unserem ersten Kleinkraftradler- Jahr kannten wir uns rund um den Nürburgring aus. Ehrensache, dass wir im ersten Winter in der 50er-Klasse Schnee und Eis trotzten, um zum legendären Elefantentreffen anzureisen.

Zuweilen kam der eine oder andere auf taufrische Touren-Ideen:»Lass uns doch ‘mal nach Luxemburg fahren«, hieß es dann,»oder wie wär’s mit Belgien?« Und stets lautete die Antwort: »Prima, dann können wir auf dem Rückweg am Ring vorbei.« Es war zum Verzweifeln..., und das ist es noch heute, der Nürburgring hat bei uns nichts, von seiner Attraktivität verloren. Unser bevorzugtes Jagdrevier war die Eifel, ist die Eifel und wird die Eifel sein – basta!

Was ist dieser Magnet,der uns anzieht? Ist es die Rennstrecke selbst? Sind es die Straßen drumherum? Oder die gute Küche der Eifel? Den letzten Punkt können wir getrost ausklammern. Bratwurst und Schnitzel zählen damals wie heute zu den meistverzehrten Speisen am Ring,wenngleich es heute nicht mehr schwierig ist, Kulinarischeres aufzuspüren. Das Wetter erhöht auch nicht immer den Reiz am Ring. Hier oben auf über 500 Meter Höhe kann es zuweilen kräftig schütten und empfindlich kalt werden. Warum in aller Welt muss es also immer der Ring sein?

Ich starte den Selbstversuch – einmal mehr kann nicht schaden! Ein paar Kubik mehr auch nicht. So freue ich mich wie einst über die Florett heute über meine Ulysses. Im Gegensatz zu damals verschafft mir die hohe Sitzposition gänzlich andere Perspektiven im Verkehr. Bei der Anreise aus Richtung Norden zum Ring weiß man auch Autobahntauglichkeit in Form von Hubraum zu schätzen. Die A 555,565 und 61 bieten Teilstücke ohne Tempolimit ...

Eiligen aus dem Norden empfehle ich den schnellen Eifel-Einstieg am Autobahnkreuz Meckenheim über die B 257 – vom Fahrspaß her nicht wirklich ein Nachteil.Im Ahrgebirge fügt sich Kurve an Kurve. Man hat den Eindruck, die Straßenbauer hätten auf dieser Strecke alle nur erdenklichen Kurvenradien verwirklichen wollen. Reisende ohne Zeitnot sollten einen Schlenker über Bad Neuenahr-Ahrweiler einplanen, so kommen sie in den Genuss des schönsten Ahrtal-Abschnitts, von hohen Weinbergen gesäumt. Wer diesen Teil als Rückweg einplant, erlebt, wie die Abendsonne im Rücken die Reben in goldenes Licht taucht.

Nicht minder empfehlenswert ist die Route über Rheinbach durch Todenfeld und Berg in Richtung Altenahr und schließlich hin zu unserem roten Faübermütig ans Werk geht, erlebt böse Überraschungen.

Ich lasse es materialschonend angehen und genieße auf den schwach frequentierten Sträßchen rund um den Ring den Druck meines V2. Nachdem ich im »Adenauer Forst« vorbeigeschaut habe, nehme ich die Fahrt über Honerath und Rodder nach Antweiler auf. Im Nu rolle ich wieder an der Ahr entlang. An Fuchshofen vorbei nehme ich Schuld ins Visier, von wo die Schilder nach Bad Münstereifel den Weg weisen.

Nach wie vor kreisen meine Gedanken um den Ring und seine wundersame Anziehungskraft. Was macht diesen eigenartigen Reiz aus? Die Antwort gibt mir das gewundene Asphaltband unter den Rädern. Es sind die zahllosen Möglichkeiten, kurvenreich anzureisen. Keine ist besser oder schlechter, höchstens länger oder kürzer. Und am Ziel ist man immer unter Gleichgesinnten.Menschen mit Benzin im Blut. Und dafür, dass der Gesprächsstoff nie ausgeht,sorgt der Ring selbst. Lächelnd verabschiede ich mich vom »Ring« und von der Eifel. Ich komme wieder, vielleicht schon morgen!

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