Motorradtour kompakt

Intermot Köln

Wer zur Motorradmesse INTERMOT nach Köln reist, sollte sich Zeit nehmen, um dieses Phänomen aus Weltstadt und Dorf kennen zu lernen.

Wenn man einen Kölner fragt, warum er so gerne in Köln lebt, wird er entweder tausend Gründe aufführen – vom Dom bis zum Nachtleben – oder einfach nur antworten: Probier’s selbst aus! Klingt zunächst merkwürdig, aber nur für den, der noch nie in der Rheinmetropole war. Wer je staunend vor dem Dom stand, ein paar Kölsch im Brauhaus getrunken, im Sommer auf den Rheinwiesen gelegen und im »Kwartier La täng« die Nacht zum Tag gemacht hat, wird es begreifen. Doch Vorsicht: Wer einmal vom Köln- Virus befallen ist, wird vielleicht nie wieder weg wollen!

Motorradtour kompakt – Intermot Köln
Reiseinformationen und Karte

Die meisten Touristen steuern natürlich als erstes den Dom an, was sicher nicht grundlegend verkehrt ist. Den schönsten Blick auf die altehrwürdige Kirche und die Altstadt genießt man, wenn man sich über die Deutzer Brücke der Sache nähert. Um gleich die häufigste Frage vorweg zu beantworten: Der Dom ist 157 Meter hoch. Und die zweithäufigste: Mit dem Bau wurde bereits 1248 begonnen. So, nun einmal um das riesige Bauwerk herumlaufen und dann hinein. Im Dom wird jeder sein Genick strapazieren, um das immens hohe Deckengewölbe zu bestaunen. Mit Motorradstiefeln die 509 Stufen bis zur Aussichtsbalustrade auf dem Südturm zu steigen, ist allerdings eine schweißtreibende Angelegenheit, das Panorama dafür überwältigend.

Doch das Leben tobt draußen, vor dem Dom. Auf dem Roncalli-Platz bieten Skateboarder und BMX-Fahrer derart atemberaubende Artistik, dass viele Zuschauer das dahinter liegende Römisch-Germanische Museum und die Philharmonie glatt übersehen. Danach zieht es den Besucher unweigerlich in die Altstadt, die praktischerweise direkt nebenan beginnt. Schräg, verwinkelt, bunt und urig präsentiert sich das aus dem Mittelalter stammende Gassengewirr. Durstige Seelen und hungrige Besucher können hier ihre Bedürfnisse stillen. Leider sind die Preise auf zahlungskräftige Touristen ausgelegt. In der Altstadt liegen zwei der bekanntes ten Brauhäuser Kölns: das Gaffel-Brauhaus am Alter Markt und das Früh am Dom. Dort sollte man ein Kölsch und einen »Halven Hahn« (halben Hahn) ordern.

Wenn der Kellner, der hier »Köbes« heißt und gerne freche Sprüche klopft, dann statt eines halben Huhns ein Brötchen mit fingerdick geschnittenem Gouda und Senf bringt, hat er sich nicht vertan. Es gibt etwa ein halbes Dutzend verschiedene Geschichten, wie es zu dem paradoxen Namen für das Käsebrötchen kam. Übrigens bringt der Köbes so lange unaufgefordert Biernachschub, bis man den Bierdeckel auf das Glas legt. So mancher unwissende Tourist ist deshalb schon mit einem leichten Rausch aus dem Brauhaus geschwankt.

Zum Bierbrauchtum müssen ein paar Anmerkungen gemacht werden: Ja, es ist wahr, wir trinken Bier aus Reagenzgläsern von 0,2 Litern Inhalt. Aber, was bayerische Maßtrinker nie verstehen werden: So bleibt das Kölsch immer frisch.

Nach dem Essen im Brauhaus empfiehlt sich ein Bummel über den Heumarkt an den Rhein zum Glaspalast des Maritim, wo sich ein Besuch des riesigen Atriums lohnt. Von hier ist es nur ein Katzensprung zum Gürzenich und dem historischen Rathaus. Überflüssig zu erwähnen, das beides aus dem Mittelalter stammt, als Köln die größte und reichste Stadt Deutschlands war. Wer es noch älter haben will, steigt um die Ecke (Kleine Budengasse) in den Untergrund zum Prätorium hinab.

Die erstaunlich gut erhaltenen Grundmauern des Palasts des römischen Statthalters sind zehn Meter unter der Oberflä che freigelegt worden und tat sächlich schon zweitausend Jahre alt! Wem statt nach Kultur eher nach Shoppen ist, braucht nur einen Linksschwenk zu machen und betritt die Hohe Straße und wenige hundert Meter weiter die Schildergasse, die das Einkaufsparadies schlechthin ist. Vor kurzem stellten Statistiker fest, dass die Schildergasse die meist frequentierte Einkaufsstraße Europas ist, noch vor der Oxford Street in London.

Einen tiefen Einblick in die Geschichte und Seele Kölns erhält der Besucher im Kölnischen Stadtmuseum, das passenerweise im historischen Zeug haus, der ehemaligen städtischen Waffenkammer, untergebracht ist. Ruhe findet der Kölner in den vielen Grünanlagen der Stadt. Eine der schönsten ist der Volksgarten, in dessen Mitte sich ein kleiner See mit Tretbootverleih und vor allem ein idyllischer Biergarten befindet.

Langeweile am Abend hat man in Köln nie lange, wenn man sich auf die Stadt einlässt. »Kölsche« lieben das Leben. Einen Grund zum Feiern und Spaß haben findet sich immer, dazu braucht es keinen Karneval. Und »kölsch« ist der, der dieses Gefühl teilt. Wir sind multikulturell, kaum irgendwo in Deutschland eben so viele verschiedene Nationalitäten friedlich nebeneinander. Um das zu begreifen, sollte man einfach das »Kwar tier La täng« (eine Anspielung auf das Pariser »Quartier Latin«) in der Nähe der Uni ansteuern– am besten die Zülpicher Straße vom Ring kommend entlangspazieren. Wer Hunger hat, sollte im »La Croque« einkehren, wo es die besten Croques und Crêpes außerhalb Frankreichs in ungefähr fünfzig Variationen gibt. Wer es deftiger mag, erreicht wenige Schritte weiter das »Ferkulum« – die Institution unter Nachtschwärmern in Sachen Gyros.

Kontaktscheu ist in Köln niemand. Ruhig mal in einer der tausend Kneipen, Bars, Bistros, Clubs, Restaurants und Pubs seinen Tisch- oder Thekennachbarn ansprechen, er nimmt es bestimmt nicht übel – im Gegenteil, man freut sich hier über ein nettes Gespräch. Wenn Brings von der »Superjeile Zick« (supergeile Zeit) singen, haben die fünf Kölner Musiker einen solchen Abend in einer Kneipe gemeint. Ein Geheimtipp ist das »Klein Köln« im Friesenviertel: Hier tobt ab 22 Uhr der Bär. Schräg gegenüber liegt das urige »Päffgen« – das Brauhaus rangiert in der Beliebtheitsskala der Kölner ganz oben.

Der vielleicht schönste Stadtteil von Köln ist Rodenkirchen. Ganz im Süden gelegen, bietet es fast schon mediterranes Flair. Hier laden herrliche Sandstrände am Ufer des Rheins zum Sonnen und Baden ein. Biergärten und zu Restaurants umgebaute Bootshäuser ziehen sich die Uferpromenade entlang. Als Geheimtipp gilt das Brauhaus »Quetsch« mit seiner Aussichtsterasse sowie das in den Kölner Farben rot und weiß gestrichene Bootshaus »Alte Liebe«.

Etwas zentraler liegt da die Südstadt, die sich ihre Authentizität erhalten hat. Egal, wo man im »Veedel« (Viertel) abbiegt, man wird garantiert rasch einen Gastronomiebetrieb finden, der einem zusagt. Das Severinstor steht hier seit 800 Jahren, und wer den gleichnamigen Wall hinuntermarschiert, erreicht bald das »Chlodwig Eck« und gegenüber das »Opera«. Früher waren dies die Stammlokale von Wolfgang Niedecken, Begründer und Frontmann von BAP. Jede Wette, irgendwann am Abend dröhnt »Verdamp lang her« aus den Boxen und alle singen mit.

Eines der architektonischen Highlights bietet die Kölnarena, in dem sich internationale Topstars die Klinke in die Hand geben. Wegen des riesigen Bogens, der sich über der Halle spannt, nennen die Kölner sie liebevoll »Henkel männchen«. Am lautesten brodelt die Arena, wenn die Kölner Haie auflaufen – achtfacher Deutscher Eishockey-Meister und Garant für ein fulminantes Spiel.

Rasch über die Severinsbrückeden Rhein überquert, und schon steht man vor dem Sport- und Olympiamuseum. Direkt nebenan liegt oder besser treibt das Schokoladenmuseum, dessen Form einem Schiff nachempfunden wurde. Die Architektur ist eine interessante Verbindung aus traditionellen und modernen Stilelementen. Hier lernt man nicht nur alles über die süße Versuchung, sondern darf auch aus einem Schokoladenbrunnen naschen.

Nur wenige Schritte weiter im Süden schließt sich Kölns jüngstes Highlight an, der umgebaute Rheinauhafen. Am Yachthafen glitzern seit kurzem originell gestaltete Glaspaläste in Form von Kranhäusern. Aus den sich anschließenden ehemaligen Lagerhäusern wurden moderne Wohnungen, die historische Fassade blieb jedoch trotz der sehr dieses Ambiente am Rhein auch von Weltfirmen geschätzt wird, beweist die deutsche Niederlassung von Microsoft. Eindrucksvoll gestaltet präsentiert sich auch der Mediapark. Der weitläufige Platz mit Teich und Brücke beherbergt nicht nur den 148 Meter hohen KölnTurm, sondern auch sternförmig angeordnete Bürogebäude inklusive eines neuen Multiplex-Kinos.

Nur etwas weiter nördlich liegt Nippes, einer der ursprünglichsten Kölner Stadtteile. Im engen Gewirr der vielen Einbahnstraßen kann man schon mal die Orientierung verlieren, dafür haben hier viele der hübschen Häuser den Krieg unbeschadet überstanden. Ganz in der Nähe befindet sich der Zoo, einer der schönsten Europas.

Um Köln wirklich gesehen zu haben braucht man Wochen, aber schon nach einem Tag kann man dieser wunderbaren Stadt verfallen. Das liegt vor allem an den Einwohnern. Die kürzeste Zusammenfassung für die Kölsche Seele haben »De Höhner« in ihrem Hit »Viva Colonia« verewigt: »Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust, wir glauben an den Lieben Gott und ham noch immer Durst. Do simmer dabei, datt ess prima, Viva Colonia!«

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