Motorradtour kompakt

Münchens Osten

Motorradspaß gibt’s auch ganz nah bei München und weitab vom Kolonnenverkehr in den Alpen.

Wir hier im südlichen Bayern werden von vielen Motorradfahrern beneidet. »Ihr habt es gut – die Alpen vor der Tür, Pässe, Seen, Kurvenvergnügen ohne Ende!« Im Prinzip ist das richtig, nur allein die Tatsache, dass das so viele Leute wissen, ist schon ein Problem. Wer am Wochenende zwischen Anfang Juni und Ende September mal eben eine kleine Runde in die Berge drehen will, etwa Richtung Achenpass, wird spätestens im Stau vor Gmund am Tegernsee merken, dass viele dieselbe Idee hatten. Zu viele!

Motorradtour kompakt – Münchens Osten
Reiseinformationen und Karte

Egal, ob man mit 60 km/h übers Sudelfeld schleichen will oder das Rossfeld sponsern, überall das gleiche Bild. Ausflugbusse, Autokolonnen, alle wollen die Ruhe und das Panorama der Berge genießen, und zwar gleichzeitig! Morgens Stau hin, abends Stau zurück und dazwischen auch Stau. Was so beliebt ist, hat natürlich seinen Preis. Da darf eine Apfelschorle schon mal 3,20 Euro kosten und ein Wurstsalat sieben bis acht Euro. Es ist wie mit dem Oktoberfest: Jeder schimpft über die Preise und Menschenmassen, aber alle gehen hin.

Dabei geht es auch anders. Wir fahren vor September eigentlich nie in die Berge, denn Bayern ist auch woanders schön, vielleicht sogar schöner. Ursprünglicher auf jeden Fall! Wer der Großstadt für ein paar Stunden den Rücken kehren möchte, dem empfehlen wir: Go east! Unsere Runde beginnt und endet am Autobahnende der A94 München/Passau bei Forstining, von wo aus wir zunächst noch ein paar Kilometer der unfallträchtigen, stark frequentierten und streng kontrollierten B12 bis Hohenlinden folgen. Wer samstags unterwegs ist, dem sei der Flohmarkt am »Rastplatz B12« empfohlen. Es gibt nichts, was es hier nicht gibt. Sogar einige Kleinbauern bieten hier Hausgemachtes an.

In Hohenlinden folgen wir der Beschilderung Richtung Isen. Kaum 30 Kilometer hinter München ist man richtig auf dem Land. Es geht durch kleine Ortschaften über sanfte Hügel und im Zickzack durch Wälder. Kaum Verkehr. Dennoch sollte man nicht leichtsinnig werden: Auch sonntags kann hinter der Kurve ein Traktor auftauchen und bei manchem Autofahrer ist nicht so ganz klar, ob er nun aus der Kirche kommt oder aus dem danebenliegenden Wirtshaus.

Hinter Isen folgen wir der Beschilderung nach Lengdorf. Zunächst traut man dem Wegweiser nicht, da die Straße direkt in eine Ziegelei führt –man fährt quer durch das Betriebsgelände! Weiter geht’s über Maierklopfen (Was für ein Name!) und Maria Thalheim. Immer wieder tauchen zwischen den sanften Hügeln Kirchtürme auf. Oft sind nur die Spitzen zu sehen. Dabei sollte man trotz des geringen Verkehrs konzentriert bei der Sache sein. Der Straßenbelag wechselt häufig und ohne Vorwarnung. Manche Kurve kommt unerwartet oder nimmt einen anderen Verlauf als gedacht. Also entweder mehr auf die Straße konzentrieren und weniger »spazierenschauen« oder langsamer fahren.

Von Maria Thalheim geht es über Steinkirchen nach Buch am Erlbach. Die Straßen sind leer, die Dörfer wirken manchmal geradezu verwaist. In Buch am Erlbach folgen wir der Beschilderung nach Geisenhausen und bummeln durch einige Ortschaften. Doch bummeln, das ist nicht das, wofür die KTM geschaffen ist. Gierig wartet sie auf das Ende der Ortschaften und will durch Kurven jagen. In Altfrauenhofen nehmen wir die Abzweigung Richtung Velden. Jetzt passt es wieder, KTM und Fahrer sind zufrieden.

Die zehn Kilometer nach Neufrauenhofen fliegen nur so dahin. Jetzt heißt es aufgepasst, kurz nach dem Ortsanfang in einer Rechtskurve geht es rechts ab nach Bichl. Nach rund zwei Kilometern gelangt man zum Hinweisschild »Wirt z Biche« (N48 23.040 E12 11.521). Hier wollen wir uns erstmal stärken. Auf Hochdeutsch »Das Gasthaus in Bichl« ist für uns die Entdeckung der Saison: ein liebevoll gestalteter Biergarten, freundliche Bedienung mit bayrischen Schmankerln zu moderaten Preisen. Hier ist die Welt noch in Ordnung, ohne Massenspeisungen und Volksauflauf. Über sanfte Hügel und im Zickzack durch Wälder

Gestärkt und zufrieden machen wir uns auf den weiteren Weg. Über Velden, einen typisch niederbayrischen Marktflecken, geht’s Richtung Buchbach weiter nach Ampfing. Unterwegs hat man bei klarer Witterung immer wieder einen prächtigen Ausblick auf die rund 100 Kilometer entfernten Alpen. Heute reicht die Palette von fröhlichem Weißblau über tristes Steingrau bis zu bedrohlichem Schwarz. So schön das Wechselspiel des Lichts auch ist– wir hoffen, dass das Wasser oben bleibt.

Zwischen Ampfing und Kraiburg überqueren wir das erste Mal den Inn. Wo jedoch der Begriff »Grüner Inn« herkommt, ist rätselhaft. Selbst in »Kufstein am Grünen Inn« aus dem gleichnamigen Volksmusikschlager ist der Fluss nur grau! In Kraiburg sollte man das Motorrad mal auf dem Kirchplatz abstellen und sich ein wenig umsehen. Die hübsch renovierten Bürgerhäuser und die Ausstrahlung dieses Ortes verdienen es. Kurz nach dem Torbogen geht es gleich rechts ab Richtung Wasserburg. Dieser Straße folgen wir etwa sechs Kilometer, bis wir links nach Schnaitsee abbiegen. Schon von weitem sind Fernsehturm und Windpark zu sehen. Von dort reicht die Aussicht bis nach München. Klares Wetter vorausgesetzt, lassen sich Fernsehturm, O2- Hochhaus und BMW-Vierzylinder erkennen.

Von Schnaitsee geht es über Kienberg nach Seeon – ein Ort, der zu einer Pause einlädt, denn der Blick über den kleinen See auf das Kloster hat etwas von Postkartenkitsch. Über Roitham, wo übergroße Metallfiguren in der Landschaft stehen, lassen wir uns durchs Weit nauer Filz nach Eggstätt treiben. Im Sommer sollte man Badesachen dabei haben, denn das Dreieck Eggstätt, Rimsting und Halfing bietet jede Menge kleiner Seen. Mancherorts kann man direkt vom Parkplatz ins erfrischende Nass springen. Oft handelt es sich dabei um angenehm warme Moorseen.

In Amerang verdienen das EFA Automobilmuseum und das Bauernhausmuseum einen Stopp. Keine 15 Kilometer davon entfernt liegt Wasserburg mit seiner idyllisch auf einer Inn schleife liegenden Altstadt mit mittelalterlichem Ambiente, die sich in einer halben Stunde durchschlendern lässt. Von Wasserburg aus geht’s nach Gars am Inn, den wir ein letztes Mal überqueren, bevor wir uns Richtung Ampfing orientieren.

Von Gars sind es sieben Kilometer zum Kloster Au mit seinem schattigen Biergarten und dem köstlichem »Kloster Au dunkel«. Glücklich, wer Koffer am Motorrad hat, um ein paar Flaschen mit nach Hause zu nehmen. Vom Kloster Au geht’s in herrlichen Schwüngen rauf zur B 12, der wir Richtung Haag folgen. Für die Zeit danach: typisch bayrische Brauarten. Schon von weitem sieht man das Wahrzeichen der Stadt, den mittelalterlichen Turm. Eilige könnten von hier aus direkt über die B12 nach München zurückfahren. Wir empfehlen aber den Abstecher über Albaching– der Kurven wegen!

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