Gebrauchtkaufberatung
Kawasaki KLR 650
Kawasakis großer Enduro-Einzylinder stand immer ein wenig im Schatten der XT-Modelle von Yamaha und konnte sich nie so richtig am Markt durchbeißen. Von 1995 bis 2002 auf dem Markt, konnten hierzulande gerade einmal etwas über 3.000 KLR Modelle an den Mann bzw. die Frau gebracht werden. Dabei war das Gesamtkonzept gar nicht so schlecht, die optische Umsetzung aber vielleicht nicht zwingend Jedermanns Sache.
Immerhin brachte Kawasaki mit der KLR 650 einen modernen, weil flüssigkeitsgekühlten Single mit zwei oben liegenden Nockenwellen und Tassenstößeln zur Ventilbetätigung an den Start, wo die anderen noch mit luftgekühlten Aggregaten um die Gunst der Käufer buhlten. Aber unterm Strich leistete der Motor maximal auch nur 42 PS und konnte sich daher nicht wirklich gut in Szene setzen. Auf der Habenseite standen ein gutes Durchzugsvermögen, geringe Vibrationen und ein exakt schaltbares Fünfganggetriebe. Kritisiert wurden der ungewöhnlich hohe Spritverbrauch und die nervigen Lüftergeräusche schon bei dezenter Belastung, beispielsweise im Stadtverkehr. Das Fahrwerk glänzt besonders auf der Straße mit hohem Schluckvermögen und gutem Komfort. Die Bremsen sind in dieser Klasse mit die besten auf dem Markt.
Besonderes Augenmerk verdient das Ölschauglas unten auf der rechten Gehäusehälfte. Da der Motor nur über einen Trockensumpf-Ölvorrat von 2,5 Litern verfügt, ist hier Vorsicht geboten. Ein vollständig ausgefülltes Serviceheft gibt Sicherheit, zumal viele KLR-Kunden aufgrund der knappen Inspektionsintervalle (anfänglich alle 5.000 km) und den damit verbundenen hohen Kosten (teilweise 3 bis 4 Stunden Arbeitszeit!) gern mal selbst Hand angelegt haben. Bei dieser Gelegenheit kann man auch gleich die Steinschlagschäden am Rahmenunterzug und am lackierten Stahlbügel, den Kawasaki einem soliden Motorschutz vorzog, begutachten. Sind hier ungewöhnlich viele Dellen zu vermelden, ist vom vermehrten Geländeeinsatz auszugehen. Ein Blick unter die Faltenbälge auf die Gabelsimmerringe ist deshalb Pflicht! Rost findet sich bei den älteren Modellen oft am Schalldämpfer, an den Rahmenschweißnähten, an der Stahlschwinge im Umfeld des Kettenspanners sowie am Krümmer. Ein Blick auf den Kühler kann auch nicht schaden. Der wird bei einem Umfaller gern schon mal in Mitleidenschaft gezogen.
Eine gute, wenig gelaufene KLR 650 kann man durchaus als Schnäppchen erstehen, da die Nachfrage bei weitem nicht so groß ist wie bei der Konkurrenz.