Gebrauchtkaufberatung

Kawasaki Zephyr 1100

Die Zephyr 1100 verbindet Kraft mit Eleganz und Nostalgie mit solider Technik. Ein klassisches, zeitloses »Männermotorrad«, mit dem Kawasaki 1992 die Renaissance der Naked-Bikes einläutete.

Wenn es ein dickes Naked-Bike sein soll, mit viel Dampf aus dem Keller und reichlich Chrom statt Plastik, sticht schnell die Zephyr 1100 ins Auge – jedenfalls bei angespannter Kassenlage, denn andernfalls wäre die Yamaha XJR 1300 eine reizvolle Alternative. Die Kawasaki hat schon 1997 die Bühne verlassen und ist daher vergleichsweise günstig, vorausgesetzt, man findet eine. Viele Exemplare sind in festen Händen, für die Suche braucht man also Geduld.

Neben der betörenden Optik bietet die Kawasaki als technisches Herzstück einen klassisch luftgekühlten Zweiventil-Vierzylinder, bei dessen Konstruktion großer Wert auf einen ausgeglichenen Wärmehaushalt gelegt wurde. Der Ölkühler hat eine eigene Umwälzpumpe, während eine zweite Pumpe den Schmierstoff im Motorinneren bewegt und eine eigene Ölleitung die mittleren Lager der Nockenwellen versorgt. Offenbar funktioniert das alles wie geschmiert, denn irgendwelche mechanischen Macken sind dem dicken, langlebigen Triebwerk fremd.

Dafür giert es aber geradezu nach Brennstoff, Verbräuche unter 6,5 l sind selbst »cruisend« kaum drin, hohes Dauertempo leeret den Tank schon nach 200 km. Ein weiterer Kritikpunkt: die Federelemente. Gabel und Dämpfer sind auf schlechten Straßen und im Zwei-Personen-Betrieb überfordert; die 43-mm-Gabel ist unterdämpft, die Federbeine sind nicht straff genug ausgelegt. Wer Glück hat, findet eine bereits optimierte Zephyr mit strafferen Gabelfedern und hochwertigen Gasdruckstoßdämpfern, beispielsweise von Öhlins.

Die Bremsen wiederum sind hervorragend und auch die Ausstattung kann sich sehen lassen: Hauptständer, Gepäckhaken, verstellbare Handhebel, Exzenter zum Kettenspannen – alles an Bord. Nur ein Detail störte von Anfang an: die fünfspeichigen Leichtmetallräder, die nicht gut zu dem Neoklassiker passen. Kawasaki sah das schließlich ähnlich und wertete die Zephyr mit Drahtspeichenfelgen plus Zweifarblackierung auf – allerdings erst 1996, fünf Jahre nach dem Start.

Bei der Besichtigung zu checken sind Funktion der Kupplung, Bremsscheibenzustand, die Dichtigkeit der Leitungen am Ölkühler und die optische Verfassung. Rost findet sich am ehesten an Schweißnähten und Nietstellen der Auspuffanlage, an Schrauben und Rahmenunterzügen (Steinschlag). Schwachstellen beim Lack sind die Tankflanken, die sich bei manchen Jahrgängen/Farbtönen schnell stumpf scheuern.

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