Gebrauchtkaufberatung
Suzuki GSF 600/S Bandit
Hier kommen zwei kleine Banditen, die unverschämt gut aussehen, drehfreudige Motoren und sehr handliche Fahrwerke bieten und auch beim Preisniveau ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Immenser Bestand, reichlich Gebrauchtangebote.
Die bis 2004 gebaute kleine Bandit ist ein echter Allrounder mit sehr guten Alltagsqualitäten. Sie hat die Mittelklasse im Sturm erobert, der vier Jahre früher angetretenen Yamaha-Konkurrentin XJ 600 viele Fans abgeworben und bietet mit ihrem flotten Reihen-Vierzylinder und dem recht ordentlich abgestimmten, fast allen Situationen einigermaßen gerecht werdenden Fahrwerk ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die unverkleidete GSF 600 (ab 1995) und auch die S-Version (ab 1996) sind ideal fürs Räubern auf winkligen, kleinen Landstraßen, taugen aber auch zum Reisen, egal ob solo oder zu zweit. Ab Baujahr 2000 rollt die Bandit auf breiteren Felgen und Reifen, zudem gab es seinerzeit einen stabileren Rahmen, ein exakter einstellbares Federbein und einen von 19 auf 20 Liter vergrößerten Tank. Der letzte Jahrgang (2004) brachte modifizierte Vergaser und einen U-Kat mit und liegt gebraucht derzeit bei etwa 3500 Euro.
Schon für die Hälfte dieses Betrages kann man ein Exemplar der ersten Baujahre an Land ziehen. Hohe Laufleistung muss dabei nicht schrecken – die Mechanik dieses in riesigen Stückzahlen gebauten 600er-Triebwerks ist ausgereift –, sofern der Gesamteindruck stimmt und das Vorleben (Halter-Einträge im Fahrzeugbrief; sämtliche 6000-km-Service-Intervalle belegt) überschaubar ist. Ständige Kurzstrecken und brutale Kaltstarts setzen auch robusten Motoren zu, und gerade das luft-/ölgekühlte Bandit-Aggregat mit seinem großen Ölvorrat (3,8 l) will behutsam warmgefahren werden.
Bei Maschinen der ersten Jahrgänge ist damit zu rechnen, dass das Federbein seine Schuldigkeit getan hat und ersetzt werden muss; dasselbe gilt fürs Lenkkopflager und, je nach Fahrstil der Vorbesitzer, auch für die Bremsscheiben. Rostanfällig sind vor allem Schrauben und die Verbindung zwischen Krümmersammler und Endrohr, bei schludriger Pflege, ganzjährig genutzten Exemplaren und Überwinterung im Freien auch Rahmenecken und Kanten am Tankfalz.
Gedrosselte Maschinen werden kaum höher gehandelt als die offene 78-PS-Version. Nachträgliche Leistungssteigerung ist aufwendig, da vier teure Gasschieber auszutauschen sind und neben den Arbeitskosten auch noch Gebühren für die Änderung der Fahrzeugpapiere anfallen. Für Einsteiger bietet es sich also an, gezielt nach einem 34-PS-Exemplar zu suchen. Große Umstände macht das nicht – die 600er-Bandit ist gleich nach der Yamaha XV 535 das in Deutschland am weitesten verbreitete Motorrad.